Cloppenburg-Stapelfeld
/ Hannover.
Die
Landesregierung plant, den Begriff der ‚Integration‘ zu ersetzen durch „den
selbstverständlichen Anspruch auf Teilhabe und Partizipation“, kündigte die niedersächsische
Sozialministerin Cornelia
Rundt
am Montag, 4.
November, an. Im Blick auf Migranten lehne sie die Unterscheidung von ‚Wir‘ und
‚Ihr‘ ab.
Die
Vielfalt der Bürger Niedersachsens solle in allen Bereichen des gesellschaftlichen
Lebens „wie selbstverständlich mitbedacht werden“, sagte die SPD-Politikerin im
Rahmen einer Migrationstagung in Cloppenburg-Stapelfeld vor 90 Zuhörern aus
ganz Niedersachsen.
Dass
Deutschland „wieder ein Einwanderungsland ist“, hat Marcus Engler vom
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in
Berlin betont.
Mit
1,3 Millionen Migranten liege Niedersachsen bei insgesamt acht Millionen
Einwohnern bundesweit im Mittelfeld. Dabei werde sich der Trend der Zuwanderung
in Niedersachsen - wie in Deutschland überhaupt - fortsetzen, prognostizierte
Engler. Er rechnet mit einer zehnprozentigen Zunahme. Unter den Zuwanderern
wiederum nehme der Anteil der EU-Bürger deutlich zu, sagte der
Migrationsexperte.
So
kämen inzwischen zwei Drittel aller Zuwanderer aus europäischen Nachbarländern.
Habe es 2008 und 2009 ein ‚Zuwanderungs-Minus‘ gegeben, sei die Zahl der
Menschen, die nach Deutschland wollten, 2012 auf plus 390.000 angestiegen.
Der
an Stammtischen verbreitete „Glaube, dass alle, die kommen, es sich hier nur
gemütlich machen wollen, stimmt nicht“, widersprach Engler. „Sozialtourismus
ist nur ein Randphänomen.“
Vielmehr
habe es eine Polarisierung gegeben: Nach Deutschland kämen einerseits häufig
Menschen ohne Ausbildung und andererseits viele mit hohem Bildungsabschluss.
Für letztere sei es seit 2008 relativ einfach geworden, in die Bundesrepublik
über zu siedeln.
Auf
rund 100.000 werde die Zahl der Asylanträge in diesem Jahr vermutlich weiter
ansteigen. Engler: „Damit sind wir aber weit entfernt von der Zahl Anfang der
90er Jahre mit über 400.000“, berichtete Engler.
Im
Blick auf alle Migranten müsse der Begriff der Willkommenskultur eine „größere
und weiter ausgelegte Bedeutung“ bekommen, sagte
Rundt
.
Diese offene Haltung gegenüber den Zuwanderern fange bei den Ausländerbehörden
an und ende dort, wo Menschen leben, sagte sie bei ihrem ersten Besuch in der
katholischen Akademie Stapelfeld.
„Die
Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund werden wir weiter verbessern“,
unterstrich
Rundt
einen Schwerpunkt der
Landesregierung. Auf Eltern aus fremden Ländern „wollen wir aktiv zugehen“,
sagte
Rundt
den Migrationsexperten. Berufsabschlüsse
und Kompetenzen müssten anerkannt werden, „ganz gleich, wo sie erworben wurden“,
betonte die Sozialministerin.
Den
Anteil von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund in Verwaltung und Unternehmen
zu erhöhen, schilderte sie als weiteren Schritt ihrer Migrationspolitik. Der
Anteil an Landesbediensteten mit Migrationshintergrund in Höhe von 8,1 Prozent
solle „deutlich erhöht werden“. Wertvolles Potenzial ginge hier derzeit noch
verloren.
Weiterentwickelt
werden auch die bisherigen 15 „Leitstellen für Integration“ dadurch, dass sie
auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte angesiedelt werden sollen,
kündigte
Rundt
an.
Veranstalter
der Tagung waren neben der Katholischen Akademie und dem Sozialministerium die
Universität Oldenburg, das Deutsche Rote Kreuz in Aurich sowie die
oldenburgischen Landesverbände von Diakonie und Caritas.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640