Landkreise Cloppenburg und Vechta / Oldenburg / Landkreis Wesermarsch (LCV) Sie hat die Ausbildung zur Familienpatin, wollte aber im Ehrenamt nicht mit Kindern arbeiten, sondern das tun, was ihr besonders liegt: Wilma von Minden aus Friesoythe.
Seit fast fünf Jahren füllt die 67-Jährige Anträge aus für Familien, die durch Patinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Cloppenburg betreut werden. „Manche werfen schon bei der Frage nach ihrer Steuer-ID die Flinte ins Korn“, erlebt die Rentnerin. Nach 45 Jahren im Büro schrecke sie hingegen kein Formular mehr ab. Zwar macht sie keine Beratung im Hinblick auf rechtliche Ansprüche, aber geht schon mal mit Männern und Frauen zum Amt, die kein oder nur wenig Deutsch können.
Damit ist sie eine von rund 70 Familienpaten von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen im Oldenburger Land. Seit zehn Jahren am Start sind 95 Prozent von ihnen Frauen.
Während manche Ratsuchenden nur die Handynummer ihrer Patin kennen, kocht eine andere zu Hause schon auch mal Erbseneintopf für das nächste Mittagessen der Familie.
Grundsätzlich gelte: „Eine Familienpatenschaft ist keine Freundschaftsbeziehung.“ Wenn nach Beendigung der offiziellen Zeit eine solche entstehe, sei das etwas anderes.
Eingearbeitet werden die Paten in der Regel an fünf bis sechs Abenden. Fragen von Versicherungsschutz, ‚Nähe und Distanz‘ oder auch ‚Wer verhält sich warum wie?‘ stehen dann auf dem Programm.
Dann wird genau geschaut, ob Patin und Familie auch wirklich zusammenpassen. „Keine Patin darf morgens mit Bauchschmerzen losgehen“, ist auch für Petra Gieseking aus Delmenhorst wichtig. Familie und Patin müssten zueinander passen.
Klare Grenzen setzen die Koordinatorinnen gelegentlich gegenüber Behörden. Wenn von dort angefragt werde, ob ein Kind drei oder vier Tage aufgenommen werden könnte, weil die Mutter zu einer Operation müsse, stellen die Koordinatorinnen klar: Das sei nicht das Prinzip der Familienpatinnen. Auch nicht in dem Falle, dass ein Abc-Schütze jeden Morgen zur Schule gebracht werden müsse. „Das macht kein Familienpate auf Dauer“, wissen die Expertinnen.
Eine Ausnahme bildet die Caritas in der Wesermarsch. Mit ähnlichem Ziel gibt es dort das Projekt der „Leihomas und Leihopas“. Genutzt werde es von Familien, in denen die leibliche Oma beispielsweise hunderte Kilometer entfernt lebt.
In der Stadt Oldenburg würden die derzeit 13 Familienpaten unter anderem von Studierenden nachgefragt, schildert Marina Tihen vom dortigen SKF. Gerade angehende Akademiker hätten oft einen Hang zum Perfektionismus. „Da will eine Frau perfekte Mutter sein, geht zum Baby-Schwimmen, am besten noch zum Baby-Yoga und die Kleidung des Kleinen muss auch perfekt sein“, so Tihen. Eine erfahrene, ältere Familienpatin, die selbst Kinder großgezogen habe, setze sich dann erst mal hin und erde die junge Studierende.
Auch von gut situierten Akademikerpaaren würden Familienpaten immer wieder angefragt, weiß die Oldenburger Sozialpädagogin. In Delmenhorst hingegen nehme die Zahl psychisch belasteter Mütter zu. Auch gebe es immer wieder Anfragen von Familien, die etwa schon zwei Kinder haben und dann noch mal Zwillingskinder bekommen.
Manchmal müssten die Paten selbst ebenfalls geerdet werden. Dann, wenn sie mit ihrer eigenen Arbeit unzufrieden seien und den Wert ihres Engagements nicht schätzen würden. „Ich gehe doch nur mit dem Kind zum Spielplatz. Mehr mache ich doch gar nicht.“ „Alleine das sei oft von unschätzbarem Wert“, wissen die Koordinatorinnen.