Vechta / Oldenburger Land (LCV) Sie sind für Frauen vor, während und nach einer Schwangerschaft da: die Mitarbeiterinnen der elf katholischen Beratungsstandorte im Oldenburger Land. Was sie darüber hinaus tun, damit Kinder gesund zur Welt kommen, haben Sie am Mittwoch, 29. September, Weihbischof Wilfried Theising vorgestellt.
Die Information des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Oldenburg zum "Fetalen Alkoholsyndrom (FASD)" beispielsweise. Die Folgen also für Kinder, deren Mütter Alkohol getrunken haben, obwohl sie schwanger waren.
Manchmal wissen die an FASD-Betroffenen nicht mehr, wie eine Kaffeemaschine funktioniert, schildert die dortige Beraterin Christina Henkel. Sie werden wütend, schreien, weil sie den einen grünen Pullover, den sie anziehen möchten, im Schrank nicht finden. Sind aber nicht in der Lage, den anderen blauen anzuziehen, der vor ihrer Nase liegt.
In Schulklassen und damit weit vor Beginn einer Schwangerschaft informieren sie darüber, dass es bereits nach dem einen Glas Sekt zu Minderwuchs kommen kann, zu Augenfehlbildung oder zum permanenten Lebensgefühl, "in meinem Kopf ist alles durcheinander".
Betroffene fühlten sich manchmal wie "Zehnjährige in einem Erwachsenenkörper" und seien nicht selten unfähig, ein selbständiges Leben zu führen. Henkel: "Viele müssen jeden Tag wieder neu anfangen, Dinge zu lernen." 10.000 Kinder seien bundesweit pro Jahr davon betroffen. Das bei einer hohen Dunkelziffer.
Von jetzt auf gleich kann es sein, dass sie in eine Klinik gerufen wird, weil eine Mutter die Möglichkeit einer "Vertraulichen Geburt" nutzen will, schilderte Angelika Koke-Barkam vom Caritasverband Wilhelmshaven einen dortigen Schwerpunkt. Viermal hätte sie in diesem Zusammenhang beraten. 120 Kinder kommen auf diesem rechtlich komplizierten, seit 2014 aber erlaubten Weg bundesweit zur Welt. Dadurch soll unter anderem verhindert werden, dass Kinder ausgesetzt werden.
Dass es Frauen in der Wesermarsch gibt, die "bis zur Geburt und teilweise danach Hebammen-unterversorgt sind", beklagte Caritas-Beraterin Ursula Heyer. Der Grund: 2019 sei die letzte Geburtsstation in der Wesermarsch aufgegeben worden. Weil die verbliebenen Geburtshelferinnen aktuell bis August 2022 ausgebucht seien, habe die Caritas hier ein Angebot gemacht:
Mitarbeiterin Jutta Wetjen, von Hause aus Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, bietet Geburtsvorbereitungskurse an. "Coronabedingt in Fünfer-Gruppen", schildert sie. So können Frauen vertrauensvoll sprechen. Junge Alleinerziehende beispielsweise. Auch nach der Geburt gibt es einen Austausch.
Sexualpädagogische Angebote für Jungen und Mädchen in der 4. Klasse der Grundschule bietet der SkF in Vechta an. In "My fertility matters" ginge es darum, den Kindern zu einer Wertschätzung für den eigenen Körper zu verhelfen, so Sandra Hackmann. Ein Angebot, das der Caritasverband Delmenhorst während der Corona-Zeit in ähnlicher Form digital angeboten hat.
Wege, die auch der SkF Cloppenburg während der Krise beschritten hat. Die Zeit habe sie zu einer Kreativität gezwungen für die die im Nachhinein dankbar seien, so Beraterin Martina Janhsen.
Als großartig bezeichnete Weihbischof Theising das Spektrum der Arbeit, das weit über neun Monate der Schwangerschaft hinausgeht. "Hier wird das Evangelium unmittelbar umgesetzt", so der Vechtaer Offizial. Jeder Euro, der in dieses Feld investiert werde, sei bestens angelegt.
Weitere Infos:
Im Vergangenen Jahr wurden 2201 Frauen beraten. 308 Mal wurden sexualpädagogische Angeboten gemacht. Auf Grund von 1266 Anträgen konnten 727.879 Euro aus den Mitteln der Bundesstiftung "Mutter und Kind" weitergeleitet werden. Weitere 70.000 Euro wurden aus kirchlichen sowie der privaten Welker-Stiftung gewährt.
Pressemitteilung
Wie eine Zehnjährige im Erwachsenenkörper
Erschienen am:
04.10.2021
Beschreibung