Vechta / Oldenburger Land (LCV) Sie ist 191 Seiten stark. Gut zwei Jahre hat er daran gearbeitet: Paul Schneider, früherer Direktor des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg. Am Montag, 22. März, hat er Weihbischof Theising sowie dem Caritasvorstand erste Exemplare seiner Jubiläumsschrift überreicht. Der Anlass: Der Landes-Caritasverband wurde am 8. März auf den Tag genau 100 Jahre alt. Coronabedingt sind alle Feierlichkeiten auf 2022 verschoben worden.
Was die wichtigste Seite für ihn ist in der Schrift anlässlich des Verbands-Jubiläums? Da tut sich Schneider schwer. Alle Felder lagen und liegen dem heute 81-Jährigen am Herzen. Sowohl dem Autoren, als auch ihm als Direktor in den Jahren 1986 bis 2003.
Zentrale Punkte hingegen sieht er sehr wohl: Etwa den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg bis Anfang der 60er Jahre. Nicht mehr um "Erste Hilfe" sei es fortan gegangen. Im sich entwickelnden Wohlfahrtsstaat musste der katholische Verband auch im Oldenburger Land den Scheinwerfer vielmehr auf die richten, die sich einen Urlaub in Rimini nicht leisten konnten und auch nicht den berühmten Volkswagen.
Die Qualifizierung der sozialen Arbeit etwa zu Beginn der 80er Jahre sieht Schneider als weitere Etappe. Sozialstationen seien entstanden, die Behindertenhilfe habe sich entwickelt, der Rückgang an Ordensschwestern habe die Ausbildung und Beschäftigung von Fachkräften notwendig gemacht.
Ein Meilenstein für den in der Stadt Oldenburg geborenen Schneider ist nach wie vor die Aufnahme zahlreicher Flüchtlinge in den 90er Jahren. Wären Migranten andernorts im Bundesgebiet in Containern untergebracht worden, habe man sich im Oldenburger Land gemeinsam mit Kommunen für den Bau von festen Wohnheimen entschieden, schaut Schneider dankbar zurück. Zum Teil würden diese Einrichtungen noch heute genutzt.
Sowohl in der Region als auch in der deutschen Caritas-Welt beachtet die oldenburgische Hilfe für Litauen und Weißrussland zusammen mit den Maltesern: Kaum eine Pfarrei habe sich in der Hoch-Zeit nicht vom Engagement für das baltische Land anstecken lassen, weiß Schneider. Mehr als 2000 Ehrenamtliche hätten beispielsweise ihre Freizeit eingesetzt, um beim dortigen Aufbau zu helfen.
Was für Normalbürger eine einfache Unterschrift war, ist für die Oldenburgische Caritas ein wichtiges Datum: Unter der Leitung von Schneider und der damaligen Verbands-Vorsitzenden Agnes Holling wurde der oldenburgische Verband mit den anderen 27 Diözesanverbänden in der Satzung des Deutschen Caritasverbandes gleichgestellt. Die Folge: In fast allen Gremien die gleichen Stimmrechte wie die Kolleginnen und Kollegen aus München, Berlin oder Köln.
Ganz schlicht und doch selbstverständlich beschreibt der Autor den roten Faden seines Werkes: "Das ist praktiziertes Christentum", sagt Schneider. So seien die Krankenhäuser beispielsweise durch das Engagement der Pfarrgemeinden entstanden. Die Altenheime ebenso wie die Behinderteneinrichtungen.
Auch für ihn selbst sei die Caritas zum ‚Roten Faden‘ seines Lebens geworden: Schon in jungen Jahren habe er sonntags nach dem Gottesdienst ganz selbstverständlich Care-Pakete ausgetragen. In seiner Zeit als Jugendreferent Polen-Fahrten organisiert und als Direktor schließlich Verantwortung für die Caritas zwischen der Nordsee und den Dammer Bergen übernommen.
Nicht nur eine ‚Einrichtungs-Caritas‘ wollte er in dieser Zeit stärken, sondern auch die Caritas in den Kirchengemeinden ebenso wie das Ehrenamt allgemein fördern. Letzterem ist der frühere Pfadfinder selbst treu geblieben: Das Nachschlagewerk der oldenburgischen Caritas hat er ehrenamtlich erstellt.
Pressemitteilung
100 Jahre Landes-Caritasverband: Paul Schneider legt Geschichte vor
Erschienen am:
23.03.2021
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