Vechta / Niedersachsen (LCV) Niedersachsen hatte im vergangenen Jahr so viele Einwohner wie noch nie. Im Vergleich zu 2011 sei die Zahl um 4,7 Prozent auf 8,14 Millionen gestiegen. Das sagte Arne Lehmann vom Landesamt für Statistik im Rahmen einer niedersächsischen Caritas-Veranstaltung am Dienstag, 28. November, in Vechta.
Trotz eines Geburtendefizits von 37.100 sei der Zuwachs durch Zuwanderung entstanden, so Lehmann. 70 Prozent der Neubürger stammten aus der Ukraine. Bis 2060 werde es von heute an betrachtet ein weiteres Bevölkerungs-Plus von 7,4 Prozent geben, so der Referent zum Tagungs-Thema "Wie ist die soziale Lage in Niedersachsen?"
Knapp ein Viertel aller Bewohner des Flächenlandes werde 2040 das Alter von mindestens 67 erreicht haben. "Die Infrastruktur dafür muss geschaffen werden", riet der Experte. Gebe es heute 550.000 Pflegebedürftige werde diese Zahl bis 2040 auf 663.000 ansteigen. Im Jahre 2060 werden es gar 729.000 Männer und Frauen sein, so die Vorausberechnung.
Auch im Blick auf Erwerbstätigkeit sei 2022 ein Rekordjahr gewesen. Einem Zuwachs von 1,2 Prozent auf rund 4 Millionen stehen 760.000 Personen gegenüber (21 Prozent), die in sogenannten "atypischen" Erwerbstätigkeiten beschäftigt seien. Also weniger als 21 Stunden, nur geringfügig oder im Rahmen von Zeitarbeit beschäftigt seien. Generell arbeitet ein Fünftel aller Beschäftigten im Niedriglohsektor.
Durch die Inflation hätten alle Beschäftigten im Jahr 2022 einen Reallohnverlust von 4,5 Prozent hinnehmen müssen.
1,37 Millionen Niedersachsen und damit 17,1 Prozent seien armutsgefährdet, berichtete Lehmann. Das bedeute, dass sie weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hätten, so der Referent. Bei den 65-Jährigen und Älteren liege sie mit 17,9 überdurchschnittlich hoch. Mit 20 Prozent seien ältere weibliche Personen nochmal stärker armutsgefährdet.
Die Gefahr, in Armut abzurutschen, sei für Erwerbslose (48 Prozent) und Alleinerziehende (42 Prozent) am höchsten, berichtete Lehmann.
Knapp ein Viertel aller armutsgefährdeten Bürger hat nur jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit. Knapp 16 Prozent (217 000 Personen) könne die Wohnung nicht immer angemessen warmhalten. 66 Prozent (rund 890 000 Personen) von Ihnen können unerwartet hohe Ausgaben etwa in Höhe von 1.150 Euro nicht begleichen. 11 Prozent von Ihnen (146 000 Personen) hat keine Internetverbindung.
Pressemitteilung
217 000 Niedersachsen frieren in ihren Wohnungen
Erschienen am:
01.12.2023
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