Vechta, 21.9.: Die katholische Kirche, der Landes-Caritasverband für Oldenburg und der Malteser-Hilfsdienst intensivieren ihre Anstrengungen in der Flüchtlingshilfe. Während die Kirche erhebliche Geldmittel bereit stellt und das Personal für die Begleitung und Koordinierung der Flüchtlingsarbeit aufstockt, mobilisieren Caritas und Malteser alle verfügbaren Haupt- und Ehrenamtlichen. Im Vorfeld der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz, die sich mit diesem Thema schwerpunktmäßig beschäftigen wird, gaben Vertreter der drei Organisationen den Medien heute einen Zwischenbericht über ihre Aktivitäten.
"Der Flüchtlingsstrom reißt noch nicht ab, diese Thematik wird uns in nächster Zeit noch viel beschäftigen", sagte Weihbischof Heinrich Timmerevers. Er dankte den Kommunen für ihr großes Engagement, deren Mitarbeiter würden professionell und geräuschlos arbeiten. Er erinnerte an den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog und seine Forderung nach einem Ruck, der durch Deutschland gehen müsse. Diesen Ruck erlebe er jetzt. Die Bereitschaft, den Flüchtlingen zu helfen, sei in weiten Teilen der Bevölkerung groß. "Da ist christliche Nächstenliebe konkret erfahrbar, dafür können wir alle sehr dankbar sein". Natürlich nehme er im Oldenburgischen auch Gegenwind wahr. "Doch wir sind den Menschen Hilfe schuldig, weil sie Menschen sind, egal aus welchem Land sie kommen, welche Religion sie haben oder aus welchem Grund sie hier sind", lautete Timmerevers Appell. "Es sind Menschen, die ein Dach über dem Kopf benötigen und ihr täglich Brot, und das dürften wir ihnen in einer Wohlstandsgesellschaft nicht vorenthalten". Da, wo sich Gegenwind bemerkbar mache, müssten alle Menschen guten Willens "zusammenstehen und dafür sorgen, dass andere Kräfte nicht zum Zuge kommen". Da viele Ehrenamtliche inzwischen an ihre Grenzen kämen, habe sich das Offizialat kurzfristig entschlossen, die Zahl der Flüchtlingsbetreuer bei der Caritas um 3,5 Vollzeitstellen - vorerst befristet auf drei Jahre - aufzustocken, sagte Timmerevers. Damit sei in jedem Dekanat des Offizialatsbezirkes professionelle Betreuung der Ehrenamtsgruppen gewährleistet.
Ca. 344.000 Euro habe das Offizialat in den letzten Monaten für Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt, erklärte Dr. Ludger Heuer, Pressesprecher der Kirchenbehörde. Den größten Teil dieser Summe bilde ein Ende 2014 bereitgestellter Fond über 250.000 Euro, mit dessen Hilfe zusätzliche Personalkapazitäten im Bereich der hauptamtlichen Begleitung ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe geschaffen wurden. Kirchengemeinden können aus dem Fond zudem Mittel für Kleinprojekte abrufen. "Dieser Fond ist noch nicht ausgeschöpft", sagte Heuer. Weitere 90.000 der 344.000 Euro stammten aus einer Kollekte vom Oktober letzten Jahres. Zusätzlich hat das Offizialat fast 800.000 Euro als zinsloses Darlehen bereitgestellt, um Kirchengemeinden oder Ordensgemeinschaften den Umbau von Wohnraum für die Unterbringung von Flüchtlingen zu ermöglichen. Beispiele dafür sind in Harkebrügge, Essen, Vechta, Cloppenburg und Dinklage zu finden.
Die Caritas betreue zu Zeit 290 Flüchtlinge in Wohnheimen in Lohne, Vechta, Dinklage, Goldenstedt, Löningen, Friesoythe und Cloppenburg, erläuterte Dietmar Fangmann, Koordinator der Flüchtlingshilfe beim Landes-Caritasverband. Weitete 116 Flüchtlinge würden in dezentralen Häusern in Barßel, Cappeln, Emstek, Essen, Garrel, Lastrup und Cloppenburg betreut. Alle Beratungsdienste würden am Limit arbeiten. Neben den hauptamtlichen Projekten gebe es inzwischen in fast jeder Kirchengemeinde ehrenamtliche Flüchtlingsinitiativen. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm groß und kaum noch zu steuern", sagte Fangmann.
Diese Erfahrung bestätigte auch Stephan Grabber, stellvertretender Regionalgeschäftsführer des Malteser-Hilfsdienstes. Die Aufrufe nach Sachspenden hätten eine große Resonanz erfahren. An den Annahmestellen in Friesoythe, Cloppenburg, Visbek, Vechta, Lohne und Damme würden große Mengen an Kleidung, Bettwäsche, Spiel- und Schulsachen, Kinderausstattung und Fahrrädern abgegeben. Möbel, Matratzen und Lebensmittel könnten jedoch nicht angenommen werden, machte er klar. Das Einsammeln, Sortieren und Ausgeben dieser Spenden sei eine gewaltige Kraftanstrengung für die Malteser, sagte Grabber.
Ehrenamtliche Helfer könnten sich bei der Hotline der Caritas und Malteser melden: Tel. 04441/8707-622. Finanziell kann man die Arbeit unterstützen über das Spendenkonto des Landes-Caritasverbandes Oldenburg, Darlehnskasse Münster, DE82 4006 0265 0004 0635 00, Stichwort: Flüchtlingshilfe Caritas und Malteser.
Dietmar Kattinger, 22.09.2015