Cloppenburg. Jeder zweite Klient einer deutschen Suchtberatungsstelle stammt aus einer suchtkranken Familie. Dort habe entweder Vater, Mutter oder beide Eltern getrunken. Darauf wies der Leiter der Cloppenburger Suchtberatungsstelle Heinz Bartels am Montag, 26. Januar, bei einem Besuch von zwei Sozialexperten aus Mexiko und Kolumbien in seiner Einrichtung hin. Auf Einladung des Landes-Caritasverbandes besuchten die Gäste darüber hinaus die Suchtklinik für Frauen in Visbek.
Kinder von Suchtkranken hätten eine höhere Alkoholverträglichkeit als unbelastete Gleichaltrige. Auch werde der Alkohol schneller abgebaut als bei anderen Jugendlichen. „Auch nach zehn Caipirinha sind sie noch nicht betrunken und haben keine Kopfschmerzen“, sagte Bartels in Anspielung auf südamerikanische Getränke.
Söhne und Töchter alkoholkranker Eltern bekämen die leiblichen Warnsignale nicht mit. Bartels: „Sie merken das erst, wenn der Kontrollverlust einsetzt.“ Sein Rat an die Kinder aus suchtbelasteten Familien: „Sehr bewusst und kontrolliert mit Suchtmitteln umgehen.“ Alkohol sollten Betroffene beispielsweise genießen.
Ausdrücklich kritisierte Bartels das sogenannte „Eimersaufen“. Dabei würden etwa fünf Jugendliche Alkohol mit Strohhalm aus einem Fünf-Liter-Eimer zu sich nehmen. Keiner wisse anschließend, wie viel er getrunken habe. Generell sei bei Jugendlichen derzeit der Trend festzustellen, möglichst schnell betrunken zu werden.
Die Cloppenburger Suchtberatungsstelle hat im letzten Jahr 585 Bürger aus dem Landkreis Cloppenburg beraten, berichtete Bartels. 252 von ihnen hatten bis zu drei Gespräche. 333 erlebten im Schnitt 36 Therapiestunden. Eine durchschnittliche Therapie dauerte neun Monate.
70 Prozent der Klienten litten unter Alkohol-, 14 Prozent unter Drogenabhängigkeit, sechs Prozent an Spielsucht, zwei an Medikamentenmissbrauch, sagte der Leiter der „Fachstelle für Sucht und Suchtprävention“ der Cloppenburger Stiftung Edith Stein.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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