Stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Silvia Breher verspricht Unterstützung - Kritik: Fehlendes Personal und fehlende Finanzierung
Vechta / Berlin (LCV) In fünf Jahren werden 25 Prozent der Stellen innerhalb der Behindertenhilfe in Deutschland und damit auch im Oldenburger Land nicht mehr besetzt werden können. Das prognostizierte der Geschäftsführer des Andreaswerkes Vechta, Matthias Warnking, am Montag, 5. Juni, im Rahmen eines Gespräches mit der Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden Silvia Breher in Anlehnung an eine bundesweite Studie. "Bei diesem Trend werden wir wahrscheinlich schon in fünf Jahren das Angebot der stationären Versorgung rund um die Uhr kaum noch aufrechterhalten können", fürchtet Warnking.
Von einer ähnlich schwierigen Situation berichtete Stefan Sukop, Wirtschafts- und Finanzvorstand des Caritasvereins Altenoythe. Im Rahmen eines Angehörigenabends habe er in der vergangenen Woche den Eltern und gesetzlichen Vertretern von zehn schwerst-mehrfachbehinderten Personen mitteilen müssen, dass es nach jetzigem Stand innerhalb des Caritasvereins in zwei Jahren keine Möglichkeit der Betreuung für diese zehn erwachsenen Männer und Frauen mehr geben wird.
Voraussetzung dafür sei der Bau einer speziellen Wohnform. Dazu bräuchte es beispielsweise breitere Flure oder Deckenkräne und das nicht nur in Badezimmern. Einen Großteil der Baukosten bekomme der Caritasverein von niemandem erstattet.
Grundsätzlich werde die Behindertenhilfe durch die Politik zu wenig beachtet, kritisierten Warnking und Sukop. Nicht selten verlören sich Entscheidungsträger auf Landesebene aktuell im Klein-Klein. Große, zentrale Entscheidungen würden hingegen hinausgeschoben. Deutliche Kritik äußersten sie auch an der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes in Niedersachsen.
Vom großen Problem, Mitarbeitende für den Bereich von geistig behinderten Kindern zu finden, die zusätzlich stark verhaltensauffällig seien, berichtete der Vorstand der Cloppenburger Stiftung St. Vinzenzhaus, Josef Wolking. Häufig kämen sie dann wieder in ihr häusliches Umfeld, was alle Beteiligten überfordere. Derzeit gebe es rund 100 solcher Kinder und Jugendlicher in Niedersachsen. Ihre Zahl steige, so Wolking. Gleichzeitig betonte der Geschäftsführer das Schöne und Erfüllende der Arbeit in diesem pädagogischen Feld.
Breher sagte ihre Unterstützung für die Anliegen der Behinderten- sowie Kinder- und Jugendhilfe zu. "Wir müssen davon wegkommen, immer am Ende Dinge reparieren zu wollen, bei denen bereits von Anfang an klar war, dass Probleme entstehen." Man müsse früher ansetzen und als Gesellschaft auch bereit sein, in gute Prävention zu investieren. Breher: "Das ist auf lange Sicht ein Gewinn für alle - für Mitarbeitende, die Einrichtungen, Angehörige sowie insbesondere für diejenigen Menschen, die hier professionell rund um die Uhr betreut und versorgt werden."
Zahlen, Daten, Fakten:
Die drei Träger beschäftigen zusammen 1800 Mitarbeitende und halten 4350 Plätze vor.
Pressemitteilung
Behindertenhilfe: Ein Viertel aller Stellen wird unbesetzt bleiben
Erschienen am:
06.06.2023
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