Vechta
/ Niedersachsen.
Die
Caritas sieht sich in der Zwickmühle: Einerseits möchte sie zusätzlich gerne
die besondere Form der Frühförderung anbieten. Daran sind mehrere Experten
beteiligt. Andererseits reicht die Finanzierung für die sogenannte ‚Interdisziplinäre
Frühförderung‘ vorne und hinten nicht. Daher hat der katholische
Wohlfahrtsverband in Niedersachsen jetzt die vertragsähnliche Vereinbarung mit
Kassen, Kommunen und dem Sozialministerium gekündigt.
Zum
Nachteil von Kindern wie Farid: Zwei Jahre alt bewegt sich der schwarzhaarige
Junge immer noch robbend von einer Zimmerseite zur anderen. Farid kann sich
nicht auf das Bilderbuch konzentrieren. Über seine Lippen kommt höchstens mal
‚Mama‘ statt eines altersangemessenen ‚Drei-Wort-Satzes.
Weil
seine Eltern aus dem afghanischen Grenzgebiet wenig Deutsch sprechen und noch
weniger den Behördendschungel durchschauen, würde ihnen die
Frühfördertherapeutin gerne die ‚interdisziplinäre Frühförderung‘ anbieten. Also
die, bei der Arzt, Logopädin und Krankengymnastin in die Behinderteneinrichtung
kommen, um gemeinsam zu diagnostizieren und die nächsten Schritte für Farid und
seine Eltern zu planen.
Da
dieses umfassende Modell aber nie mit Leben gefüllt werden konnte, muss die
Mitarbeiterin der Frühförderstelle weiter hoffen, dass Farids Eltern überhaupt
mit ihm in der Logopädie ankommen, dass sie mit ihm zum Arzt gehen und dass sie
die Folgetermine einhalten.
Die
Kündigung der 2008 ergänzten, aber in ganz Niedersachsen nur durch drei
Einrichtungen umgesetzten ‚Landesrahmenempfehlung‘, heißt für Nicole Nordlohne,
Caritas-Referentin für Behindertenhilfe, nicht, dass die katholische Wohlfahrt
das ‚Rund-um-Paket‘ nicht für gut hält.
„Ganz
im Gegenteil: Das ist ein sehr sinnvolles Modell.“ Gerade für Eltern mit
Migrationshintergrund. Auch von einer landesweit einheitlichen Regelung können
alle nur profitieren. „Problem an der bisherigen Regelung: Die Finanzierung ist
schlicht nicht ausreichend“, so Nordlohne. Die Kündigung ist für sie daher die
Botschaft an die beteiligten Kassen, Kommunen und das Sozialministerium, eine
neue Finanzierung auszuhandeln, die die tatsächlichen Kosten decke.
Zum
Beispiel auch für das Gespräch mit der Mutter und dem Vater von Farid oder mit
anderen Eltern von Kindern, die behindert oder von Behinderung bedroht sind.
Nordlohne: „Billigarbeit geht da nicht.“
Im
Bereich der Caritas in Niedersachsen erhalten in Einrichtungen von acht Trägern
der Behindertenhilfe pro Jahr 1.600 Kinder Frühförderung.
Träger
der Caritas-Frühförderung in Niedersachsen finden sich schwerpunktmäßig im
Nordwesten des Landes:
Landes-Caritasverband
für Oldenburg:
- Dinklage
- Vechta
- Altenoythe
Diözesan-Caritasverband
Osnabrück;
Bersenbrück
- Lingen
- Meppen
- Papenburg
Diözesan-Caritasverband
Hildesheim
- Duderstadt