Vechta (LCV) Flüchtlinge für Alltäglichkeiten zu sensibilisieren, in denen Kostenfallen stecken: Dazu hat am Donnerstag, 9. Februar, Marvin Momberg von der niedersächsischen Verbraucherzentrale rund 60 Ehrenamtliche aus der Flüchtlingshilfe aufgerufen.
Vieles von dem, was Einheimische von Kindesbeinen an kennen, werde in den Herkunftsregionen Geflohener ganz anders gehand-habt, sagte er auf Einladung des Landes-Caritasverbandes im Vechtaer Antoniushaus.
Fake-Shops als neuester Trend
Kann trotz ernster Theman auch mal lachen: Referent Marvin MombergDietmar Kattinger
Dietmar KattingerNeuester Trend im Überlisten von Zugewanderten seien sogenannte "Fake-Shops". Bezahlt werden müsse per Vorkasse bei-spielsweise für einen Thermomix zur Hälfte des üblichen Marktpreises. Momberg: "Die Ware sehen sie nie." Im zugehörigen Internetauftritt gebe es keine Adresse und kein Impressum. "Eine Woche nach Vertragsabschluss gibt es diesen Shop bereits nicht mehr", lautet seine Erfahrung.
In vielen Ländern nicht bekannt sei weiterhin, dass in Deutschland die meisten Handy-Verträge eine Laufzeit von zwei Jahren haben. "Im Gegensatz zur Prepaid-Karte aus der Heimat", so Momberg zum Bereich der Kommunikation, der 50 Prozent der gesamten Beratungstätigkeit der niedersächsischen Verbraucherzentrale in An-spruch nehme. Für die Unterstützung von Geflohenen wurde bei der Verbraucherberatung eigens ein Projekt eingerichtet.
Nie unter Druck unterschreiben
Fallstricke lägen im Handy-Bereich zudem im falschen Verständnis von "Allnet-Flats". Verbindungen ins Ausland seien meist nicht mit abgedeckt. Ebenso wenig Gespräche in 0900-Nummern, "für die auch Mal Kosten von 48 Euro für ein einzelnes Gespräch anfallen könnten", berichtete Caritas-Migrationsreferent Dietmar Fangmann.
Sein Rat an Flüchtlinge: "Zum Vertragsabschluss jemanden mitnehmen, der der deutschen Sprache mächtig ist." Für Einheimische und Zugewanderte gelte: "Nie einen Vertrag unter Druck oder auf der Straße unterschreiben. Und nur das unterschreiben, was man verstanden hat."
Durch Muttersprachler Vertrauen schaffen
Tauschbörsen bezeichnete der Hannoveraner Referent als weitere Kostenfalle. Sein Rat: "Dort nichts hochladen und nichts runterladen und generell Datensparsamkeit walten lassen."
Als weitere Masche schilderte er, dass nicht selten Verkäufer in der Muttersprache der Geflüchteten aufträten. Dadurch würde bewusst zunächst eine Vertrauensbasis geschaffen, die durch unerwähntes Nachteiliges im Kleingedruckten auf der Rückseite schamlos ausgenutzt würde.
Vorsicht bei Krediten
So hätten Flüchtlinge bei seriösen Banken beispielsweise wenig Chancen, einen Kredit zu erhalten. In unseriösen Angeboten würden ihnen dagegenKredite über 3.000 Euro versprochen. Über einen "Kreditsanierungsplan" fielen hierbei aber 250 Euro an Vermittlungsgebühr an. Zum tatsächlichen Kreditabschluss komme es in der Regel nicht.
Allen Zugewanderten empfahl Momberg zudem, eine Privathaftpflicht von mindestens fünf Millionen Euro Schadenssumme abzuschließen.
Kostenlose Beratung möglich
Auf die Möglichkeit der kostenlosen Verbraucherberatung wies der Hannoveraner Projektreferent abschließend hin. "Wir bitten die Unternehmen häufig um Kulanz, da der Geflüchtete möglicherweise nicht verstanden hat, was er unterzeichnet hat." Mombergs Rat: "Sich nicht schämen, sondern sich sofort in der Verbraucherzent-rale melden."
Weitere Infos: www.vebraucherzentrale-niedersachsen.de
Dietmar Kattinger, 10.02.2017