Vechta / Wildeshausen / Oldenburger Land (LCV) Vor den Folgen einer für Anfang Juli geplanten Entscheidung eines Schiedsgerichts in Berlin haben am Donnerstag, 15. Juni, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Oldenburger Land sowie Hebammen aus dem Landkreis Vechta gewarnt. Im Kern könne die Entscheidung im Konflikt zwischen den Hebammen und den Krankenkassen "eine Gefährdung des gesamten geburtshilflichen Systems zur Folge haben", warnte Ines Wilk, Vorsitzende der Hebammen im Landkreis Vechta.
Folge der geplanten Änderungen für die Praxis: Die bundesweit 1800 Beleghebammen dürften künftig im Prinzip pro Tag nur noch zwei Frauen behandeln.
Käme die telefonische Anfrage einer dritten Schwangeren hinzu, müsse bei jemandem Blut abgenommen oder der Wehen-Schreiber angelegt werden, so würden ihnen all diese Tätigkeiten nicht mehr vergütet, erläuterten die Lohner Hebamme Wilk sowie ihre Vechtaer Kollegin Annemarie Hölscher. Beleghebammen müssten werdende Mütter dann konsequenterweise ablehnen, so dass eine wohnortnahe Versorgung ihrer Meinung nach nicht mehr gewährleistet wäre. Vorgaben, die es für festangestellte Hebammen in Kliniken nicht gäbe, wurde bemängelt.
"Unsere Absicht ist es nicht, fünf Geburten parallel zu betreuen, aber ich möchte meinen Beruf frei ausüben", betont Wilk, die seit 35 Jahren als Hebamme tätig ist. Auch fürchtet sie deutliche finanzielle Einbußen.
Der Wunsch des Bundesverbandes der gesetzlichen Krankenkasssen, dass Beleghebammen eine komplette Geburt begleiten ist ihrer Ansicht nach nicht realistisch. Eine Geburt könne sich auch über mehr als 24 Stunden erstrecken.
Als "ganz schweren Schlag, den man kaum reparieren könnte", bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Krankenhäuser im Landes-Caritasverband für Oldenburg, Hubert Bartelt (Wildeshausen), die Pläne des Bundesverbandes der gesetzlichen Krankenkassen.
Unverständlich auch für den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft, Ulrich Pelster (Vechta): "Es gibt keine Not. Wir haben eine hervorragende Versorgung."
Im Landkreis Vechta gibt es derzeit 28 Hebammen, von denen 24 als Beleghebammen arbeiten. (St. Marienhospital Vechta: 12; St. Franziskus-Hospital Lohne: 5; St. Elisabeth-Stift Damme: 7).
Deutliche Kritik an der "Strategie der Kostenträger" äußerste der stellvertretende Caritasdirektor Hon. Prof. Dr. Martin Pohlmann: "Unter dem Deckmantel der Qualitätsverbesserung werden hier - wie auch an anderen Stellen - planerische Vorgaben gemacht, die es kleineren Häusern erschwere, bestimmte Leistungen überhaupt zu erbringen."
Deutliche Kritik an den geplanten Änderungen ist auch aus Bayern zu hören, wo 52,1 aller Kliniken mit Beleghebammen arbeiten.
Zur Arbeitsgemeinschaft der oldenburgischen katholischen Krankenhäuser gehören 13 Kliniken, in denen pro Jahr 128.000 Patienten stationär und weitere 280.000 ambulant behandelt werden. Die 13 Häuser beschäftigen rund 7.500 Mitarbeiter, verfügen insgesamt über 2.700 stationäre Betten und haben einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro jährlich.
Zur katholischen Arbeitsgemeinschaft gehören die Kliniken in Brake, Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Friesoythe, Lohne, Löningen, Neuenkirchen, Oldenburg, Quakenbrück, Varel, Vechta und Wildeshausen.
Dietmar Kattinger, 15.06.2017
Pressemitteilung
Damit die Geburt auch auf dem Lande möglich bleibt
Erschienen am:
15.06.2017
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