Vechta. „Mein Sohn kommt in die Schule. Wir haben aber kein Geld für einen Schulranzen“. Oder: „Zirkel, Taschenrechner, Spiralblöcke genau nach DIN-Norm. Dazu das Leihgeld für die Bücher. Ich kann das nicht bezahlen.“ Anrufe, die sich in den Wochen vor Schulbeginn in den Caritas-Beratungsstellen zwischen Nordsee und Dammer Bergen gehäuft haben, berichten Rita Schute und Ludger Niehaus vom Landes-Caritasverband.
Der Grund für die gehäuften Anrufe dieser Art liegt für die Caritas-Referenten auf der Hand: Die im Arbeitslosengeld II vorgesehenen Beträge für Schulmaterialien reichen nach Meinung von Niehaus und Schute vom Landes-Caritasverband nicht mehr aus.
Für die Einschulung fielen in der Regel pro Kind Kosten von 100 bis 150 Euro an, hätten Experten ausgerechnet. Summen, die sozial schwache Familien nicht aufbringen können, wissen Schute und Niehaus.
So lägen die Regelsätze beim Bezug von Arbeitslosengeld II für bis zu 14-Jährige beispielsweise bei 208 Euro pro Monat. Darin wären 3,60 Euro eingerechnet für die Schuhe von Kindern in der Wachstumsphase. 13,88 Euro für Kleidung, 1,41 Euro für Spielsachen und 1,26 Euro für Kinobesuch.
Die Konsequenz für Schute und Niehaus: Zusatzleistungen beispielsweise für Tagesausflüge oder Schulmaterialien müssten durch die Bundesregierung wieder eingeführt werden. Verhindert werden sollten damit „schlechte Startchancen von Anfang an“.
Auch das Mittagessen in Horten und Ganztagsschulen solle für Kinder aus armen Familien günstiger angeboten werden, fordern Niehaus und Schute. 98 Cent sehe ALG II dafür pro Tag vor. In der Regel aber koste es 2,50 Euro.
Wer ist davon betroffen? Im Landkreis Cloppenburg beispielsweise leben 4.536 Kinder und Jugendliche im Alter von null bis 18 Jahren in sogenannten „Bedarfsgemeinschaften“, berichtet Niehaus. 3.300 von Ihnen seien schulpflichtig und hätten damit häufig unter den geringen finanziellen Mitteln zu leiden.
Neben den sichtbaren Ausgrenzungen, wenn es um den Markenfüller oder die Markenhose geht, welche die Kinder aus ärmeren Familien nicht bekommen können, gebe es Folgen, die sich erst später bemerkbar machen, sorgen sich die Caritas-Referenten.
Kinder aus einer sozial schwächeren Schicht könnten auf Grund fehlender Einkünfte nicht an der musikalischen Frühförderung teilnehmen, später nicht zur Musikschule gehen und selbst nicht zum Kicken in den Fußballverein, weil die Euros für den Jahresbeitrag fehlen und die Fußballschuhe ohnehin zu teuer wären.
Um in Einzelfällen helfen zu können, nimmt der Landes-Caritasverband daher Spenden entgegen unter der Kontonummer 40 63 500 Darlehnskasse Münster, BLZ 400 602 65 - Stichwort: Schule (Zuwendungsbestätigungen auf Anfrage).
Dietmar Kattinger, Referent für Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 04441/8707-640