Bersenbrück / Landkreis Vechta. Sie hört schon mal, dass Sie sich zu viel um ihre Patienten kümmere. Aber das ist ihr egal. Jetzt hat sie 50.000 Euro in einen Fond gegeben, der psychisch kranke Menschen unterstützen soll: Dr. Angela Beuth-Siegmund, Internistin und Psychotherapeutin aus Bersenbrück.
"Das Elend ist groß", erlebt die 55-jährige Medizinerin jeden Tag in ihrer psychotherapeutischen Praxis. Und hat einen gut 50-jährigen Patienten vor Augen, dessen Auto sich nur noch bewegt, weil er während der Fahrt etwas unter das Lenkrad klemmt. "Wer, so wie er, 30 Jahre an einer Depression leidet, bei dem schlagen die Folgen irgendwann in den Alltag durch", sagt die Therapeutin.
Diese Menschen fühlten sich wie gelähmt, als hätten sie einen Mühlstein um den Hals, beschreibt sie. "Sie können teilweise nicht arbeiten, ihren Haushalt nicht bewältigen", schildert Beuth-Siegmund.
Im schlimmsten Fall seien sie morgens nicht mehr in der Lage, überhaupt aufzustehen. Wenn regelmäßig zehn Tage vor Monatsende das Geld ausgehe, wenn dann finanzielle Nackenschläge dazu kämen wie eine defekte Waschmaschine oder ein Trockner, dann gerieten diese Leute aus dem Tritt. Die Leistungen des Arbeitslosengeldes II oder einer Erwerbsminderungsrente reichten nicht, um solch Unvorhergesehenes aufzufangen, beobachte sie bei Klienten.
Dabei handle es sich um einen "Teufelskreis aus krankmachenden Faktoren", beschreibt die Medizinerin, der in den sozialen Abstieg führen könne.
Neben Angststörungen, solchen durch Krebserkrankungen oder Multiple Sklerose sei Depression auch der häufigste Grund, warum Menschen ihre Praxis aufsuchen. Eine weitere Beobachtung der Medizinerin: "Wer auf dem Boden liegt, bei dem wird oft noch nachgetreten", sagt die gebürtige Berlinerin.
Genau in solchen Fällen will der "Dr. Beuth-Siegmund-Fonds" daher helfen. Hier Fortschritte zu sehen, sei für sie als Medizinerin ein größerer Lohn als ein großes Auto zu fahren.
Um Missbräuchen in der Antragsstellung vorzubeugen, ist jedoch Voraussetzung, dass sich die betreffende Person in ärztlich-therapeutischer Behandlung oder in der einer Beratungsstelle befindet. Von beiden Stellen aus könne dann ein Antrag an den Fond, der sich unter dem Dach der Caritas-Gemeinschafts-Stiftung befindet, gestellt werden. Zielgruppe sind laut Fondsvertrag vorwiegend Betroffene aus dem Landkreis Vechta.
Anträge und weitere Infos:
Caritas-Gemeinschafts-Stiftung
Dr. Beuth-Siegmund-Fonds
z. Hd. Doris Hintze
Neuer Markt 30
49377 Vechta
Tel. 04441/8707-0
Seit 2005 wirkt die Caritas-Gemeinschafts-Stiftung (CGS) für Menschen in Not. Als Dachstiftung agiert sie als Dienstleister für unselbständige Stiftungen und Stiftungsfonds.
Sechs unselbständige Stiftungen befinden sich unter dem Dach der CGS. Die Bilanzsumme beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro. Insgesamt wurden in den zurückliegenden zehn Jahren 215.000 Euro für die Stiftungszwecke verwendet.
Dietmar Kattinger, 21.09.2016