Vechta / Oldenburger Land (LCV) Eine "bestmögliche Versorgung auf dem schnellsten Weg" forderte die CDU-Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Bundesvorsitzende Silvia Breher am Dienstag, 2. Mai, im Vechtaer ‚Haus der Caritas‘. Bei einer Krankenhausreform müsse auch in Anbetracht einer steigenden Zahl alter Menschen "vom Rettungsdienst an" gedacht werden. Dabei müssten auf dem Land die gleichen Prinzipien gelten wie in der Stadt.
Anlass des Treffens waren die großen Sorgen der Mitglieder der ‚Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Landes-Caritasverband‘ um den Fortbestand der Kliniken im Oldenburger Land in Anbetracht der aktuellen Pläne einer Kommission der Bundesregierung.
Wenn die derzeit bekannten Vorhaben umgesetzt würden, käme es im Hinblick auf das Krankenhauswesen "zur größten Katastrophe", fasste Honorarprofessor Dr. Martin Pohlmann zusammen.
Die derzeit bekannten Überlegungen sehen unter anderem die Schaffung von Level-1-Kliniken als Häuser der Grundversorgung vor. Level-2-Einrichtungen würden die Regel- und Schwerpunktversorgung sowie Level-3-Krankenhäuser die Maximalversorgung übernehmen. Die Pläne sehen in der Folge auch vor, dass mehr als die Hälfte der Krankenhäuser nur noch Leistungen einer "integrierten ambulant-stationären Versorgung" erbringen dürfen.
Pohlmann: "Das bedeutet, dass diese Krankenhäuser dann keine Notfallversorgung und keine Akutmedizin mehr erbringen dürften. Faktisch wären das keine Krankenhäuser mehr." Das gefährde die Versorgungssicherheit, so der Krankenhausexperte. Wirtschaftlich und inhaltlich seien diese Einrichtungen langfristig nicht existenzfähig.
"Welcher Arzt wird noch in einem Haus arbeiten wollen, in dem er nur noch Pflaster kleben kann", spitzte ein Verwaltungsleiter zu. Auch sei es ein Fehler zu glauben, dass man das Personal einfach vom Land in die Stadt verschieben könne. "Eine Krankenschwester aus Südoldenburg will nicht einfach in die Uniklinik Münster wechseln."
Weiterer Webfehler der Pläne: Die von Bundesgesundheitsminister Lauterbach angekündigten Veränderungen würden erst in fünf Jahren wirksam werden. "Dann sind wir längst pleite", blickte ein weiterer Geschäftsführer in die Zukunft. Die gestiegenen Kosten durch Tarifsteigerungen und Inflation könnten nicht an die Kostenträger weitergegeben werden, so dass die Krankenhäuser deshalb hohe Defizite erwarten.
"Der Basisfallwert, also der durchschnittliche Behandlungspreis eines Falles, muss die Kostensteigerungen abdecken. Alles andere bringt uns um", formulierte Ulrich Pelster (Schwester-Euthymia-Stiftung Vechta).
Auch ein Papier des Deutschen Caritasverbandes, an dem Pohlmann mitgearbeitet hat, warnt eindringlich vor den Folgen der Reform: Ganze Versorgungsbereiche und Fachabteilungen müssten in Großeinrichtungen überführt werden, die in den meisten Fällen erst gebaut werden müssten. Insgesamt wäre eine Leistungskonzentration auf Großeinrichtungen und eine Ausdünnung in der Fläche die Folge.
Pressemitteilung
„Dann sind wir längst pleite“
Erschienen am:
04.05.2023
Beschreibung