2137 Frauen suchten 2021 Rat in den sechs oldenburgischen katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen - Corona mit starken Folgen für Schwangere
Vechta / Oldenburger Land (LCV) Mehrere Kinder in zwei Räumen beim Lernen. Eines am Rockzipfel der Mutter. Der Großvater mit in der kleinen Wohnung. Mit einem weiteren Kind ist sie schwanger: Evelyn Holzenkamp erinnert sich gut an das Telefonat mit der werdenden Mutter. "Corona bedeutete für werdende Mütter Stress. Puren Stress", blickt sie zusammen mit ihrer Kollegin Sandra Hackmann vom Sozialdienst katholischer Frauen in Vechta zurück auf das Corona-Jahr 2021 - stellvertretend für ihre Kolleginnen im Oldenburger Land.
Schwangere waren oft "isoliert und vereinsamt", wissen die Beraterinnen für Fragen rund um das Thema Schwangerschaft. Die Frage der Impfung hätte sie verängstigt: "Schade ich dem werdenden Kind in meinem Bauch?" sei die Sorge vieler gewesen. Ungeimpft hätten sie dann auch noch auf den Gang zum Supermarkt verzichtet und sich noch mehr eingeigelt. Gruppentreffen seien ausgefallen. Neue Freundschaften nicht entstanden.
Erleichtert seien viele Klientinnen hingegen gewesen, weil sie leibhaftig in die Räume des SkF Vechta kommen durften. Corona-bedingt seien die Türen an keinem Tag verschlossen geblieben. "Kaum jemand wollte ein telefonisches Gespräch", berichten Holzenkamp und Hackmann. Alle seien erleichtert gewesen, weil sie in die Räume der Vechtaer Kronenstraße kommen durften.
Wenigstens etwas, um der Vereinsamung entgegenzuwirken, die die Beraterinnen beobachtet haben. "Mein Kind hat noch nie mit anderen gespielt", habe eine Mutter berichtet. Und das, ob wohl es bereits ein Jahr alt war.
Hinzu sei ein "immenser Druck für die werdenden Mütter gekommen", so die SkF-Mitarbeiterinnen. Ausgelöst auch durch die Verunsicherung bei Fragen wie "Wer wird dabei sein bei der Geburt? Kann überhaupt jemand mitkommen?"
2137 Frauen seien im letzten Jahr in den sechs katholischen Beratungsstellen im Oldenburger Land mit ihren sieben Außenstellen insgesamt beraten worden, berichtet Caritas-Fachberaterin Rita Schute. 64 weniger als im Jahr davor. "Ein Trend war tatsächlich, dass Frauen sich in ihre Welt zurückgezogen haben. Nicht mal die Hilfe in Anspruch nahmen, die ihnen zusteht", so Schute. 46 Prozent kamen aus Deutschland, 26 Prozent aus einem nicht-europäischen Ausland. 14 Prozent aus der EU. 61 Prozent hatten keine Berufsausbildung.
Zwei der Frauen haben sich für eine ‚Vertrauliche Geburt‘ entschieden. Dabei wird die Frau unter einem Pseudonym in einem Krankenhaus aufgenommen. Ihr wirklicher Name bleibt verborgen. Das Kind wird anschließend über das Jugendamt zur Adoption freigegeben.
Zu den Beratungen kamen 2.400 Jugendliche und schwangere Frauen, die an 177 sexualpädagogischen Gruppenangeboten teilgenommen haben.
Gut vorbereitet fühlen sich Holzenkamp und Hackmann im Hinblick auf ukrainische Frauen. Selbst wenn sie die Nationalität einer Klientin zu Beginn des Gesprächs noch nicht kenne, kann sie bei gängigen Sprachen innerhalb von zwei Minuten einen Dolmetscher erreichen und zum Gespräch zuschalten, berichtet Holzenkamp.
500 stünden dafür zur Verfügung. Finanziert würden solche Dienstleistungen durch das Land Niedersachsen. Dokumente könnten vor dem Gespräch ebenfalls an den Dolmetscher gemailt werden.
Ein wichtiger Dienst, sagt Hackmann: "Die Frauen sind regelrecht erleichtert, wenn sie ihre Muttersprache hören. Sie lächeln plötzlich." Wertvoll in Deutschland, wo sie sich sicher fühlten. Und wo plötzlich die Möglichkeit eines Krieges auch hier wie ein Damokles-Schwert über ihnen schwebt.
Katholische Beratungsstellen zu Fragen rund um eine Schwangerschaft gibt es in:
Caritasverband Delmenhorst 04221/98349-0
Caritasverband im Kreis Wesermarsch 04731/21481
Caritasverband Wilhelmshaven 04421/95224-0
Sozialdienst katholischer Frauen Cloppenburg 04471/9582890
Sozialdienst katholischer Frauen Oldenburg 0441/25024
Sozialdienst katholischer Frauen Vechta 0441/9290-0
Die Beratung ist kostenlos, unabhängig von Nation und Religion und findet selbstverständlich in Verschwiegenheit statt.
Pressemitteilung
„Die Frauen wollten zu uns kommen“
Erschienen am:
06.04.2022
Beschreibung