Löningen
/ Landkreis
Cloppenburg.
Es
kommen nur wenige Worte über ihre Lippen. Die dunklen Augen die meiste Zeit auf
den Boden gerichtet. Manchmal unruhig hin und her flackernd. Dabei könnte die gut
60-Jährige in roter Bluse und schwarzer Hose auch als Ehrenamtliche durchgehen:
Heute beim Besuch des
Vechtaer
Caritasdirektors Dr.
Gerhard Tepe in der
Löninger
Tafel anlässlich des
20-jährigen Jubiläums der Tafelbewegung in Deutschland.
Ein geschöntes Äußeres: für Caritasreferentin
Elisabeth Pohlmann „typisch“. Die Armut werde verborgen. Auch für - nennen wir
sie ‚Rose Müller‘ - war das anfangs so: „Ich habe mich geschämt hierher zu
kommen“, ist einer der wenigen Sätze aus dem Mund der gepflegten Dame zu hören.
Tränen scheinen hinter den wenigen Silben her schießen zu wollen.
Rose Müller gehört zu einer von 286
‚Bedarfsgemeinschaften‘, die sich bisher in der ‚Tafelausgabe Altes Amt
Löningen
‘ – so der Name des selbständigen Vereins, der eng
mit der
Cloppenburger
Tafel zusammenarbeitet – haben
registrieren lassen, erzählt Vorstand Gerhard Einhaus. Knapp 120 dieser
Gemeinschaften - umgerechnet 300 Personen - werden aktuell versorgt. 130 von
ihnen sind Kinder, berichtet Einhaus, früher Chef eines Futtermittelhandels mit
gut 30 Angestellten.
Rund 120 Warenkörbe gehen in
Löningen
pro Woche an Bedürftige. Knapp 4.800 innerhalb
eines Jahres. Und damit rund 15.000 seit Beginn vor drei Jahren.
Die Tafel sei wie ein Unternehmen, schildert
der 1. Vorsitzende nicht ohne eine Portion Humor. Es gebe Wareneingang,
Warenausgang, einen Fahrzeugpark, regelmäßige Kosten. Einziger Unterschied so
Einhaus: „Es werden keine Gehälter gezahlt.“ Humor und Leichtigkeit, die dem
System Tafel gut tun. „Das Ganze funktioniert nur, wenn es untereinander
stimmt“, ist der frühere Unternehmer überzeugt.
Trotz guter Stimmung werde auf gegenseitige
Kontrolle geachtet: So seien die zwölf Fahrer immer nur jeweils zu zweit
unterwegs und das in ständig wechselnden Teams, betont Einhaus. Und für jeden
der 15 Ehrenamtlichen gelte an den Einsatztagen Dienstag und Freitag: „Wir
kommen ohne Taschen und gehen ohne Taschen.“
Damit wolle man möglichem Misstrauen
vorbeugen, dem die insgesamt 70 Ehrenamtlichen dennoch gelegentlich ausgesetzt
sind. Für Caritasdirektor Tepe ein beeindruckendes Engagement. Anerkennung
zollte der
Vechtaer
auch dafür, dass nicht nur
Lebensmittel verteilt werden, sondern begleitend etwa Schwimmkurse finanziert
oder an eine bessere Bildung der Kinder gedacht werde.
„Als Caritas müssen wir trotzdem weiter
fragen, ob der Staat sich manchmal vorschnell aus seiner Verantwortung
zurückzieht“, stellte Tepe klar. Nicht akzeptabel sei der lapidare Hinweis auf
Tafeln bei staatlichen Ämtern und Behörden. Tafeln seien aus der Not geborene
Ergänzungen, die den Staat nicht aus seiner Pflicht entlassen.
Eine Position, welche die Tafel-Aktiven
teilen
. „Wenn es uns nicht mehr braucht, hören wir morgen
auf“, ist unisono zu hören. Bis dahin sind die Männer und Frauen aus dem
Hasetal
allerdings dankbar für die Arbeit, die sie tun
dürfen.
„Die Tafel hat mich verändert“, sagt die für
die Finanzen zuständige Jutta Landwehr. Früher habe die heute 60-Jährige zu
Hause doch das eine oder andere Lebensmittel weggeworfen. Heute undenkbar. Auch
demütiger, dankbarer sei sie geworden im Anblick des Schicksals von
Tafelkunden. Manchen Mitarbeitenden gebe die Tafel-Arbeit selbst eine feste
Tagesstruktur, ist von der Kerntruppe zu hören.
Auch Führungsmann Gerhard Einhaus ist um eine
Erkenntnis aus der Anfangszeit seiner Arbeit reicher: „Ich habe mir nicht
vorstellen können, wie viele Menschen mit so wenig Geld auskommen müssen“,
zeigt er sich berührt.
Sein großer Wunsch und der seiner Mannschaft:
ein regelmäßig fahrender
Bulli
von
Lastrup
, Essen und Lindern hin zur Tafelausgabe nach
Löningen
. Damit Personen von dort auch von der
Löninger
Tafel profitieren können.
Weitere Infos auch unter
www.loeninger-tafel.de
Zitat:
„Hier
kennt mich niemand.“ Begründung einer
Werlter
Tafel-Kundin dafür, dass sie immer eigens nach
Löningen
fährt.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640