Neuenkirchen
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Visbek
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Mettingen
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Er kann global, aber auch lokal: Er
hat russische Männer therapiert, die in afghanischen Schützengräben Schlimmes sehen
mussten. Er rät aber auch der 60-jährigen Südoldenburgerin, Ihren Mann auf sein
zu starkes Trinken anzusprechen und damit das Schweigen zu durchbrechen: Dr.
Thomas Heinz.
Seit
dem ersten Januar dieses Jahres steht der gebürtige Dortmunder als
Geschäftsführer an der Spitze der beiden katholischen Suchtkliniken in Visbek
und Neuenkirchen.
Als
„nicht einfach, aber hoffnungsvoll“ beschreibt der gelernte Psychiater und
Psychotherapeut fast salopp die Lage der beiden Häuser, die vor wenigen Jahren
fusioniert wurden. Wie die Akutkrankenhäuser sitze auch er in der Zwickmühle
zwischen „galoppierenden Personalkosten und gedeckelten Einnahmen“.
Salopp
spricht Heinz wohl deshalb, weil den verheirateten Vater zweier Kinder die Last
nicht erdrückt. „Ich habe hier ein großes Pfund an motivierten und guten
Mitarbeitern“, lobt er die 183, für die er mit am Steuerrad steht. Auch liebe
er Herausforderungen und hätte diese nicht angenommen, „wenn sie nicht gut zu
schultern wäre.“
Dass
ihm Einer diese Last schon vor seiner Zeit leichter gemacht hat, dafür dankt er
seinem Vorgänger Gerd Hemmersbach außerordentlich. Mit der Fusion der beiden
Kliniken sei der gebürtige Rheinländer „den einzig richtigen Schritt gegangen“.
Denn:
„Auf Dauer gibt es keine Alternative als sich zu vernetzen“, ist Heinz
überzeugt. Für die Zukunft der beiden Standorte käme es darauf an, die Angebote
weiter zu spezialisieren, aber auch nicht der Versuchung zu erliegen, „auf
allen Hochzeiten tanzen zu wollen“, blickt der 55-Jährige zuversichtlich nach
vorne. Auch gelte es zu wachsen. Etwa im nicht-stationären Bereich, deutet der
Suchtexperte an und meint damit ambulante Psychotherapie bei Depression, Angst
oder nach einem Schockerlebnis.
Den
normalen, ‚einfachen Suchtkranken‘ gebe es immer weniger, sagt Heinz. Während
sich das St. Vitus-Stift in der Behandlung von traumatisierten und daher
suchtkranken Frauen bundesweit einzigartig aufgestellt habe, helfe man auch im
St. Marienstift in Neuenkirchen den Männern immer mehr, die tieferen Ursachen
ihrer Sucht zu bearbeiten. Nicht selten führe auch beim ‚starken Geschlecht‘
eine Persönlichkeitsstörung oder ein Schockerlebnis, das die Seele nicht verkraftet
habe, zur Flasche, Tablette oder einem anderen Suchtmittel.
Als
Gerd
Hemmersbach
dann irgendwann die Frage gestellt
habe: „Dr. Heinz, ich suche einen Nachfolger. Haben Sie Interesse?“ hat der Westfale
auch deshalb ‚Ja‘ gesagt, weil er Erfahrung aus Warstein im Sauerland mitbrachte:
Zehn Jahre lang stand er als Chefarzt und Therapeutischer Leiter an der Spitze
einer Suchtklinik.
Nach
Mettingen
(Kreis Steinfurt) im benachbarten Nordrhein-Westfalen
gezogen, schätzt Heinz, der zusätzlich Krankenhausmanagement studiert hat, vor
allem die Verlässlichkeit der Südoldenburger. Einen „leichten Kälteschauer“, bereitet
dem großgewachsenen Mann gar der Gedanke daran, wie sich Entscheidungsträger
der Region, trotz angeschlagener Gesundheit, für ihn und die Sache der Kliniken
einsetzen.
Die
Farbe seines Äußeren allerdings täuscht: Trotz blauem Sakko, blauer Krawatte
und blauem Hemd schlägt das Herz nicht für die blau-weiß gewandeten Schalker
aus Gelsenkirchen, sondern für die Schwarz-Gelben seiner Heimatstadt Dortmund.
„Wenn
man mit Begeisterung bei der Sache ist, kann man viel erreichen“, wird Heinz ernst.
Das lerne er von seinem Herzens-Verein, dessen Heimatspiele er vor Ort regelmäßig
verfolgt. Ob er der Trainer seiner Kliniken ist, lässt der Geschäftsführer
offen. Denn keinesfalls will er seinen Chefärzten in deren Steuerrad greifen, ihr
Motivator ist er allemal.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640