Vergiftetes Trinkwasser gab es nicht an Bord, aber Angst um sein Leben hatte er schon. Damals an jenem 22. Mai 2011 als er von Tripolis aufbrach in Richtung Lampedusa: Abdul Malik, der heute in Vechta lebt.
Eine Woche hätte er zuvor überlegt, ob er sich auf den Weg nach Lampedusa machen soll. Nicht länger. "Ich hatte keine Wahl", blickt der 27-Jährige zurück. In Lybien, wo der an der Elfenbeinküste geborene acht Jahre lang lebte, habe Krieg geherrscht. Als Schwarzafrikaner sei er mit dafür verantwortlich gemacht worden.
Am Montag, 8. Dezember, wird er aus dieser seiner Geschichte erzählen im Anschluss an die Lampedusa-Lesung im Metropoltheater Vechta (Beginn: 19.30 Uhr). Veranstalter ist der Landes-Caritasverband für Oldenburg.
300 seien sie gewesen auf jenem Boot. Zusammengekauert. Dicht an dicht auf Deck. Gestorben sei glücklicherweise niemand, sagt Malik. Aber kollabiert wären zwei Personen.
Drei Tage und zwei Nächte hätte die Überfahrt gedauert. "Zwischendurch fiel der Motor aus und unser Boot wurde zurückgetrieben", erinnert sich der Schwarzafrikaner.
Dass viele der Mitfahrenden seekrank wurden, sich übergeben mussten und dass Erbrochene die ganze Zeit auf dem Schiff blieb, habe ihn weiter belastet.
Zwar gehe ihm die Überfahrt nicht in Träumen nach, und doch lässt der gesenkte Blick ahnen, dass er lieber nicht darüber sprechen, sondern die Geschichte vergessen möchte.
Mit Abdul Malik werden sich Weihbischof Heinrich Timmerevers, der Antonio Umberto Riccò, Autor des Stückes "Ein Morgen vor Lampedusa" sowie Caritas-Migrationsberaterin Elisabeth Vodde-Börgerding unterhalten. Der Eintritt ist frei. Anmeldung erforderlich unter www.lcv-oldenburg.de
Dietmar Kattinger, 28.11.2014