35. Tag der Altenpflege zum Thema "Es muss sich was ändern, damit was bleibt" - Gut 200 Teilnehmende - Veranstalter: Landes-Caritasverband für Oldenburg
Cloppenburg / Oldenburger Land (LCV) "Wir haben keinen Mangel an Pflegekräften, sondern einen Mangel an Personen, die bereit sind, unter den derzeitigen Bedingungen zu arbeiten." Das hat Greta-Marleen Storath von der Arbeitnehmerkammer Bremen am Donnerstag, 7. März, in der Cloppenburger Stadthalle betont.
So gebe es in der Alten- und Krankenpflege bundesweit 680.000 Personen, die aus ihrem Beruf ausgestiegen seien, berichtete sie beim 35. Tag der Altenpflege zum Thema "Es muss sich was ändern, damit was bleibt". Gleichzeitig arbeiteten 400.000 Personen in Teilzeit. Aus beiden Gruppen wären 300.000 Personen für eine Vollzeitstelle in der Pflege ansprechbar.
"Strategien, die dabei nur auf eine kurzfristige Erhöhung der Köpfe zielt, helfen langfristig nichts", so die Referentin vor gut 200 Zuhörern. Vielmehr brauche es ein Gesamtpaket an Maßnahmen.
Wichtig sei beispielsweise eine gute Begleitung beim Wiedereinstieg. Storath: Wer sich dabei nach drei Wochen alleingelassen und schon wieder überfordert fühle, sei endgültig für die Arbeit in der Pflege verloren.
"Meinen Beruf ausüben können, so wie ich ihn gelernt habe", sei eine Form der Wertschätzung, die allen Mitarbeitenden grundsätzlich wichtig sei. Ziel aller Maßnahmen sei die Entlastung des jetzigen Personals, riet Storath. Die Erfahrung zeige: Mehr Personal führe zu weniger Krankenstand und damit zu einer Aufwärtsspirale in der jeweiligen Einrichtung.
Einen doppelten demografischen Effekt beschrieb Gerontologe Thomas Kalwitzki von der Universität Bremen: Einerseits bräuchten wir alleine zwischen 2020 und 2030 in Deutschland 150.000 zusätzliche Pflegekräfte. Andererseits werde es 2060 rund 7,5 Millionen Pflegebedürftige geben.
"Dabei ist die jetzige Lage keine Pflegekatastrophe, sondern eine gewaltige Herausforderung", unterschied Kalwitzki. Der Unterschied: Bereits seit 50 Jahren sei die heutige Situation vorhersehbar gewesen und damit nichts plötzlich Auftauchendes wie bei einer Katastrophe.
Die gute Nachricht: Die Vergütungen in der Pflege seien deutlich angestiegen. Dies gehe als schlechte Nachricht andererseits zu Lasten der Pflegebedürftigen. Könne jemand seine Versorgung im Pflegeheim nicht selbst bezahlen, springe der Sozialhilfeträger ein.
Schwieriger werde es im ambulanten Bereich, wo das Pflegegeld 15 bis 20 Prozent weniger wert sein werde. Es könne also der Fall eintreten, dass ein Patient sagt: "Dreimal duschen in der Woche mit Hilfe des Pflegedienstes: Das kann ich mir nicht mehr leisten."
Dazu, den eigenen Beruf nicht schlecht zu reden, ermutigte Honorarprofessor Dr. Martin Pohlmann in seiner Begrüßung.
Auf heiter-ernste Weise beleuchtete die Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Poetry-Slammerin Leah Weigand das Thema.
Veranstalter war der Landes-Caritasverband für Oldenburg zusammen mit oldenburgischen Caritas-Einrichtungen der Altenhilfe. Weitere Infos: Bernhard Bruns und Horst Geers, Landes-Caritasverband, Tel. 04441/8707-0.
Zitat:
"In jedem Zimmer, indem sie sind, halten sie Gottesdienst."
Dechant Bernd Strickmann, Cloppenburg, zu den Pflegekräften im Rahmen eines geistlichen Impulses zu Beginn
Pressemitteilung
„Dreimal duschen kann ich mir nicht mehr leisten“
Erschienen am:
08.03.2024
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