Vechta (LCV). Das Gespräch kommt nur langsam in Gang. Es fällt den 20 Teilnehmerinnen des Caritas-Projektes Kompass zunächst schwer, Persönliches vor der Gruppe zu erzählen. Doch dann scheint die Runde nicht enden zu wollen. „Ich bin viel selbstbewusster geworden“, wagt sich die 30-jährige Tanja (alle Namen geändert) als Erste zu erzählen. Ohne die sozialpädagogische Begleitung durch die Kursleiterinnen Sandra Biermann, Betti Kemlein und Waltraud Nüsse allerdings hätte sie ihren Praktikumsplatz „mehrmals hingeworfen“, als es schwierig wurde im Betrieb.
„Ich fühle mich nicht mehr nutzlos“, gibt die 28-jährige Marietta unumwunden zu, „nicht mehr in die Ecke gestellt“, freut sie sich. Marietta ist eine von 20 Frauen, die in den letzten zwölf Monaten am Projekt „Kompass“ teilgenommen haben und dort per Arbeitsvertrag angestellt waren.
In der Regel hatten sich die Sozialhilfeempfängerinnen selbst einen Praktikumsplatz gesucht in Supermärkten, Restaurants oder der Industrie. Den Unternehmen entstanden keine Kosten. Die wurden durch den Landkreis Vechta aus Mitteln des „Europäischen Sozialfonds“ gedeckt. Ziel war es, die zur Hälfte allein Erziehenden in ein festes Arbeitsverhältnis zu vermitteln.
Bei neun von Ihnen ist das bisher gelungen, berichten die Projektleiterinnen. Drei weitere hätten gute Chancen auf einen festen Arbeitsplatz. Zwar noch keine 100-prozentige Vermittlung, doch die Sozialpädagoginnen Kemlein, Nüsse und Biermann sind damit höchst zufrieden. „Die Zahl der Arbeitsplätze hat einfach abgenommen“, müssen sie nüchtern zur Kenntnis nehmen. Lebensmittelketten beispielsweise würden ihre Regale durch Leiharbeitsfirmen von außerhalb auffüllen lassen. Die einzelne Frau aus Vechta habe da keine Chance auf einen festen Arbeitsvertrag.
Auch wenn manche ab dem 1. März noch keinen sicheren Job haben, sind die Frauen dennoch froh, bei Kompass mitgemacht zu haben. „Ich weiß, dass ich was kann, und das will ich auch zeigen“, sagt die 32-jährige Maria selbstbewusst. Kompass sei „wie ein kleines Sprungbrett“ für sie gewesen.
Nach einer Weile traut sich auch die 50-jährige Irina ihre Erfolgsgeschichte zu erzählen: „Ich bin 50. Ich habe gemerkt, dass ich noch arbeiten kann und habe in diesem Jahr den Führerschein gemacht“, erzählt die ruhig wirkende Mutter, die erst seit drei Jahren in Deutschland lebt. Wie 10 weitere Teilnehmerinnen ist sie in Russland geboren. „Das war ein gutes Jahr“, lautet ihr Resümee.
Dietmar Kattinger, Referent
für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 04441/8707-640