Fachtag "Caritas und Pastoral" zum Thema "Einsamkeit hat viele Gesichter" - 50 Haupt- und Ehrenamtliche aus dem Oldenburger Land -
Cloppenburg-Stapelfeld (LCV) Große Einsamkeit von Menschen hat häufig einen Vertrauensschwund in Behörden, Parteien oder Justiz zur Folge. Darauf machte der Einsamkeits-Experte Dr. Janosch Schobin am Donnerstag, 20. November, in der Katholischen Akademie Stapelfeld aufmerksam.
Weil sie dadurch die demokratischen Institutionen schwäche, sei Isolation schon deshalb ein gesellschaftliches Problem, sagte der digital zugeschaltete Soziologe beim Fachtag "Caritas und Pastoral" zum Thema "Einsamkeit hat viele Gesichter.
Auch umgekehrt gelte: "Wo der demokratische Ordnungsrahmen versagt, werden die Anderen zu Bedrohungen, weil die Sicherheit des Sozialen zu bröckeln beginnt", so Schobin. Je mehr die gesellschaftliche Ordnung funktioniere, umso weniger würde sich das Phänomen Einsamkeit verbreiten.
Wie kann Einsamkeit entstehen?
Das Gefühl, innerlich stark isoliert zu sein, sei oft die Folge von tiefen Verletzungen und Erniedrigungen, die man früh im Leben erlitten hat. Beispielsweise Marta, eine rund 60-jährige Frau aus Chile, deren Leben Schobin vorstellte.
Ihr Vater sei Alkoholiker gewesen. In der Öffentlichkeit habe dieser aus seiner Frau Geld herausgeprügelt "vor allen Nachbarn". Mitunter habe er sie vor den Kindern vergewaltigt. Martha konnte später nur sporadisch zur Schule, weil sie auf ihren jüngeren Bruder aufpassen musste, während ihre Mutter als Näherin versuchte, Geld zu verdienen. Bereits als Fünfjährige sei das Kind auf sich alleine gestellt gewesen.
Habe auf einem Hocker stehend Reis gekocht. "Bereits hier beginnt Martas Einsamkeit, die sie zeitlebens nicht mehr los wird", schilderte der Referent vor rund 50 Haupt- und Ehrenamtlichen aus dem Oldenburger Land. Gegen Kost und Logie sei ihre Arbeitskraft und teilweise ihr Körper im Alter von 13 an einen Apotheker und seine Frau verkauft worden.
"Wer einmal Mitglied einer einsamen Klasse ist, der entkommt ihr nicht mehr so leicht, selbst wenn die Person ihr ökonomisch entkommt", berichtete der Referent. Vereinsamung werde dann fast so etwas wie ein Persönlichkeitsmerkmal, das auch dann bleibt, wenn sich alle äußeren Umstände ändern. Schobin: "Wenn sie mich fragen, befinden wir uns im Frühling einer Verdichtung der unteren Lebenslagen zu einer Klasse einsamer Menschen." Forschungen zeigten außerdem, dass stark einsame Menschen früher stürben.
Als Projekte, um Einsamkeit zu vermeiden, wurden das interkulturelle Kochen "Haven 84" aus Wilhelmshaven ebenso vorgestellt wie das "Efi-Projekt" der Stadt Vechta sowie das "Cafe für alle" im Saterland. Darüber hinaus gab es 13 Stände zu Initiativen wie Plaudernetzwerk, Smartes Cafe oder das Plaudernetzwerk der Malteser.
Veranstalter war das "Netzwerk Ehrenamt" im Offizialatsbezirk Oldenburg". Weitere Infos: Sigrid Moeller, LCV, 04441/8707-0
Zur Erklärung:
Dem Netzwerk Ehrenamt gehören an:
Bischöflich Münstersches Offizialat, Vechta
Landes-Caritasverband für Oldenburg, Vechta
Caritas-Sozialwerk, Lohne
BDKJ-Jugendhof, Vechta
‚Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung‘, Stapelfeld
Pressemitteilung
Einsame sterben früher
Erschienen am:
24.11.2025
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