Cloppenburg-Stapelfeld / Oldenburger Land. Höfliche Ruhe als Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg das Grußwort von Rudolf Seiters verliest. Eigentlich hätte er, der frühere Kanzleramtsminister und Schirmherr der niedersächsischen Hospizstiftung, die Ausstellung „Ein Koffer für die letzte Reise“ am Montag, 15. Oktober, in Stapelfeld eröffnen sollen. Terminlich verhindert lässt er gutes Gelingen wünschen, dankt den Organisatoren.
Doch dann wird es still unter den gut 150 Gästen aus dem Oldenburger Land und dem Emsland. „Mein Vater ist im Mai dieses Jahres gestorben“, beginnt Freifrau Schenck ihren eigenen letzten, aus Sperrholz gezimmerten Koffer zu beschreiben. Für ihn, den Vater, habe sie dessen Kirchenlieder mit hineingenommen, berichtet sie. Die hätten ihm am Herzen gelegen.
Auch eine Flasche Rotwein holt sie aus einer großen, roten Plastiktüte unter einem Tisch hervor und legt sie behutsam in das hölzerne Behältnis. „Ich denke an die letzten zwei Wochen, die wir gemeinsam hatten“, sagt Schenck. Da sei auch Zeit geblieben für manches Glas Wein. „Für meinen Mann ein Kreuz“, fährt die Rednerin fort. „Und für mich selbst eine Decke, denn ich möchte nicht frieren“, offenbart die Rednerin ihr Inneres. Von ihren neun Enkelkindern fügt sie schließlich Bilder ein.
Still bleibt es auch bei den Worten des Caritasratsvorsitzenden, Prälat Peter Kossen. Bei einem Treffen seines Priesterjahrgangs habe jemand gewagt zu fragen: „Und was wäre, wenn nach dem Tod nichts käme?“ Gefolgt sei ein persönlicher Austausch wie nie zuvor.
Still wird der Betrachter auch beim Anschauen der auf Säulen gezeigten Koffer. 100 von ihnen stammen aus einer bundesweiten Ausstellung des inzwischen selbst an Krebs erkrankten Bestatters Fritz Roth aus Mönchengladbach. 30 kamen hinzu von Menschen mit und ohne Behinderung aus dem Oldenburger und dem Emsland.
Während vier Tagen hatten sie sich mit Tod, Trauer, Abschied und Sterben befasst. „Das hat ganz viel Spaß gemacht“, berichten Josef Wolking und Barbara Kappenberg vom Organisationsteam. Ein so komplexes Thema mit behinderten Menschen anzupacken, „ging viel leichter als anfangs gedacht. Wolking: „Menschen ohne Behinderung hatten mehr Schwierigkeiten als Menschen mit Behinderung.“
Die Ausstellung von der Katholischen Akademie Stapelfeld und dem Landes-Caritasverband für Oldenburg lässt offensichtlich nicht unberührt. „Wir werden oft angesprochen“, berichtet eine Stapelfelder Akademie-Mitarbeiterin. Das sei Gesprächsthema unter allen Gästen, die sich derzeit zu Kursen im Haus aufhielten. Eine Studentin allerdings habe auch gesagt: „Das ist mir zu heftig. Das packe ich nicht“, und sich abgewendet.
Hinweis:
Die Ausstellung ist noch bis zum 7. November während der normalen
Öffnungszeiten in der Katholischen Akademie Stapelfeld zu sehen. Führungen für
Gruppen sind auf Anfrage möglich.
Zitat:
„Zu meiner Vorstellung von Himmel
gehören auch Essen und Trinken. Sonst ist das nichts für mich.“
Prälat Peter Kossen
„Nichts“
Auf ein weißes Kissen gestickte Antwort auf die Frage, was der Betreffende
mit auf seine Reise in den Tod nehmen würde.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640