Steinfeld / Cloppenburg / Niedersachsen (LCV) Ihren Unmut über die langjährige Unterfinanzierung der beiden geschlossenen psychiatrischen Abteilungen des St. Franziskus-Stiftes Steinfeld (Landkreis Vechta) sowie des Gemeindepsychiatrischen Zentrums Cloppenburg (GPZ) haben die Verantwortlichen der beiden Einrichtungen den niedersächsischen CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Siemer und Volker Meyer, sozial- und gesundheitspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, mitgeteilt. Beide sicherten ihre Unterstützung zu.
Schreiben an die frühere Sozialministerin sowie Gespräche mit Ministerialbeamten seien erfolglos geblieben, beklagten die Geschäftsführer Johannes Grelle und Clemens Rottinghaus am Mittwoch, 19. Februar, in den Räumen des Steinfelder Franziskus-Stiftes.
Am deutlichsten sichtbar werde die Unterfinanzierung bei den Nachtwachen. Da bei 17 Plätzen rund um die Uhr qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen müssen, verlange dies 2,5 kompetente Vollzeitkräfte mehr pro Einrichtung. Zusatzkosten von über 100.000 Euro jährlich, die den Häusern nicht erstattet würden. Beide Einrichtungen sind als ergänzende Einrichtungen der Akut-Psychiatrie konzipiert.
„Wenn Ihr möchtet, dass diese Menschen wieder Teil der Gesellschaft werden, brauchen wir die Ressourcen dazu“, appellierte Maria Pundt vom Steinfelder Sozialdienst an Politik und Gesellschaft. Bei dem jungen Mann um die 20 beispielsweise - ohne jede Schulbildung und Berufserfahrung. Im Alter zwischen 13 und 18 Jahren habe er in fünf unterschiedlichen Jugendhilfeeinrichtungen gelebt. Wenn er nicht die Chance bekäme, im Zeitraum von ein bis zwei Jahren stabilisiert zu werden, werde er nie den Fuß in die Gesellschaft bekommen.
„Nach wie vor ist es ein Tabuthema, dass es in der Spitze einer psychischen Erkrankung Menschen gibt, die ein bis zwei Jahre enger betreut werden müssen“, machte Pundt klar.
Täglich gebe es sowohl in Cloppenburg als auch in Steinfeld vier bis fünf Anfragen nach der Möglichkeit einer geschlossenen Unterbringung, berichteten die Fachleute. 20 Prozent der Anrufer kämen aus der Jugendhilfe, Tendenz steigend, teilweise aus dem gesamten Bundesgebiet. „Das System explodiert irgendwann“, warnte Psychiatriereferentin Nicole Nordlohne.
Dabei sei die geschlossene Unterbringung beispielsweise in Steinfeld kein Dauerzustand: Von 17 Patienten konnten im vergangenen Jahr sechs für eine andere Lebensform stabilisiert werden. Die Kosten dort sowie in Cloppenburg beliefen sich auf die Hälfte derjenigen einer Akutpsychiatrie.
Aus dem Mund nicht weniger Patienten sei zu hören: „Ich brauche diesen Rahmen. Ich verliere mich im großen Ganzen.“
Zahlen:
Während die Clemens-August-Stiftung als Träger mit 750 Mitarbeitenden insgesamt 550 Patienten betreut, werden im dazu gehörenden Steinfelder Franziskus-Stift 120 Patienten in sechs Wohneinheiten betreut. Zwei hiervon sind geschlossene Bereiche mit jeweils 17 Plätzen. Das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 55 Jahren, Tendenz sinkend.
Das Cloppenburger GPZ betreut aktuell insgesamt 198 Personen mit 56 Mitarbeitenden. Auch hier gibt es 17 Plätze in einem geschlossenen Bereich.