Cloppenburg
(LCV) Vor einer drohenden Pflegekatastrophe warnte am Donnerstag, 27. März, der
Geschäftsführer der Kölner Caritas Betriebsführungs- und Trägergesellschaft
CBT, Franz Stoffer. Beim 16. Tag der Altenpflege rief er in der Cloppenburger
Stadthalle gleichzeitig dazu auf, „in die Offensive zu gehen“ und das Image der
Altenpflege zu verbessern.
Wenn die
Politik weiter mit „ruhiger Hand“ abwarte, müsste man „demnächst
pflegebedürftige Menschen in andere Länder exportieren, weil es bei uns keine
Pflegenden mehr gibt“, warnte der Volkswirt und Leiter von 34 Einrichtungen und
Projekten mit 2000 Mitarbeitern.
Im Jahre
2050 werde es doppelt so viele alte Menschen wie junge geben, prognostizierte
der Experte bei der Veranstaltung des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg.
Statt 1,8 Millionen Pflegebedürftige werde es 4,7 Millionen geben. Die
durchschnittliche Lebenserwartung werde um weitere fünf Jahre steigen. Das
Kuratorium Deutscher Altershilfe habe ermittelt, dass ab sofort jährlich 8000
zusätzliche Pflegekräfte eingestellt werden müssten, um dieser Entwicklung
gerecht zu werden. Derzeit würden Mitarbeiter der Altenpflege täglich mit einer
Unterbesetzung von 20 bis 30 Prozent pflegen, stellte Stoffer fest
Demgegenüber
entwickle sich Deutschland jedoch zu einer „Wertpapiergesellschaft“. Alte
Menschen müssten sich teilweise dafür entschuldigen, dass sie noch leben. Ein
durchschnittlicher Pflegesatz liege bei 85 Euro täglich. Der Strafvollzug in
Berlin koste zum Vergleich dagegen 120 Euro pro Tag.
Neben
politischen Änderungen rief Stoffer zu größerem Selbstbewusstsein auf. „Warum
hat eine Stewardess in Deutschland ein höheres Image als eine Altenpflegerin?“
fragte er. Der Gesundheitsbereich werde in den nächsten 50 Jahren das
gesamtgesellschaftliche Wachstum positiv beeinflussen, prognostizierte der
Referent.
Innerbetrieblich
gelte es jedoch, die „Viren „Jammern und Klagen“ sowie „Nicht zuständig sein“
auszurotten“. Führungskräfte dürften Mitarbeiter nicht als Kostenfaktor sehen,
sondern als „einzigartige Menschen und Garanten für Qualität“.
Pflege
befindet sich in einer Entwicklung, die von den „Sozialleistungsträgern zu
einer anonymen, möglichst kostendeckenden und schnell zu erbringenden Leistung
umdefiniert werde“, beklagte der Altenhilfereferent des Landes-Caritasverbandes
Manfred Bockhorst. Hier stelle sich die Frage nach dem Menschenbild und dem
Wert des alten Menschen.
Für eine
gemeinsame Grundausbildung von Alten- und Krankenpflege sprach sich die
Referentin für Qualitätsmanagement Martina kleine Bornhorst aus.
Dietmar Kattinger, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.
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