Vechta / Quakenbrück / Friesoythe / Oldenburger Land (LCV) Sie fingen an, um schwangeren Frauen in Not zu helfen. "Weil es nicht sein kann, dass Kinder aus finanziellen Gründen abgetrieben werden", empörte sich das Ehepaar Welker. Und gründet die nach Ihnen benannte "Mechtild und Günter Welker-Stiftung". In diesen Tagen hat die private Initiative des Ehepaares aus Quakenbrück ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Und das mit riesigem Erfolg:
Rund 2,6 Millionen Euro wurden seither an Zinserträgen ausgeschüttet. Davon jeweils etwa die Hälfte für Einzelpersonen und Projekte. Solche wie den ‚Zwergentreff‘ in Friesoythe:
"Ich bin alleinerziehend und hätte sonst kaum Kontakte", erzählt eine rund 30-jährige Mutter. Jeden Mittwoch kommt sie in eine Art Krabbelgruppe ins Friesoyther Franziskushaus. Und das gerne. "Es nützt mir nichts, Kontakt zu Müttern mit Siebenjährigen zu haben."
Wie sie Weihnachten und Silvester verbracht haben, erzählen die Mütter und der eine Vater beim heutigen Treffen nach dem Eingangslied - ihre Kinder klatschend vor sich auf dem Schoß. "Hier wird einander viel anvertraut", weiß Marion Brockhage vom Sozialdienst katholischer Frauen, die die Gruppen einmal pro Woche jeweils in Cloppenburg, Lastrup und Friesoythe anbietet.
Und nicht nur ‚Schokoladenseiten‘ gezeigt wie bei Instagram, erlebt die Familiengesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Auch das, was nicht so gut laufe, werde erzählt. Oder auf das Kind von anderen aus der Gruppe werde mal zwei Stunden aufgepasst. Eine Mutter mit drei Kindern gehört ebenso dazu wie ein osteuropäisches Paar mit Nachwuchs.
Stichwort Instagram: Handys bleiben in den Taschen bei den 90-minütigen Treffen. Stattdessen gibt es eingestreut immer mal Tipps von Marion Brockhage: zur Bewegung mit den Kindern, zu gesunder Ernährung, zum Durchschlafen oder zu einer klugen Tagesstruktur.
Mit 20.000 Euro pro Jahr fördert die Welker-Stiftung dieses Angebot an den Standorten Cloppenburg, Lastrup und Friesoythe. Niemand sonst würde es finanzieren.
Ebenso wenig wie ein Nachhilfeprojekt an einer Brennpunktschule, bei dem Acht-Klässler ein paar Euro dafür bekommen, dass sie Sechstklässlern in Mathe und Englisch auf die Sprünge helfen.
"Wir sind dankbar für all das, was in den 30 Jahren erreicht werden konnte", resümieren Dorothee Welker, heutige Vorsitzende des Kuratoriums, und Rita Schute, beim Landes-Caritasverband zuständig für die ‚Themen Schwangerschaft und Frauen‘ sowie Mitglied im Aufsichtsgremium der Stiftung.
Dabei waren es in Einzelfällen häufig Summen um 500 Euro. "Aber bereits das nimmt Stress, wenn ich die kaputte Waschmaschine ersetzen oder Kindersachen kaufen kann", so Schute. Gut 2.600 werdenden Müttern konnte so seit Beginn geholfen werden und unzähligen weiteren Personen durch Projekte.
Mit - auf die letzten 30 Jahre gerechnet - rund 86.000 Euro pro Jahr hat die Welker-Initiative damit im Durchschnitt mehr Fördermittel zur Verfügung gestellt, als das 48 Prozent aller Stiftungen in Deutschland getan haben, würdigt der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Effektivität.
Zentrales Prinzip in all den Jahren: Geld bekommen bedürftige Schwangere nur im Zusammenhang mit einer Beratung. "Weil so geschaut werden kann, was eventuell noch an Hilfen nötig oder möglich wäre", erklärt Schute. Hingewiesen werden könne auf Angebote wie Familienpaten, Schuldnerberatung oder Ähnliches.
Neben Kontinuität und Verlässlichkeit war und ist es Prinzip des Ehepaares aus Quakenbrück, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren. So werden seit einiger Zeit jährlich vier Studierende aus Vechta mit einem Stipendium von 300 Euro im Monat gefördert. Auch im Hinblick auf Hilfen im Ausland wurde die Satzung im Laufe der Jahre erweitert.
Verwaltet wird die private Initiative durch den Landes-Caritasverband für Oldenburg mit Sitz in Vechta, ohne dass dafür Kosten anfallen. "Das Ehepaar Welker hat im Stiftungsbereich eine Pionierarbeit geleistet, die ihresgleichen sucht. Wir können dafür nicht genug danken", würdigt Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe.
Weitere Infos: Landes-Caritasverband, Manuela Wehage, 04471/8707-0 oder unter www.mg-welker-stiftung.de
Pressemitteilung
In 30 Jahren 2,6 Millionen Euro Zinserträge für Menschen in Not
Erschienen am:
13.01.2025
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