Cloppenburg-Stapelfeld.
Mangelnde berufliche
Sicherheit hat die frühere Präsidentin des Deutschen Bundestages, Prof. Dr.
Rita Süssmuth, als wesentliche Ursache für die sinkende Geburtenrate in
Deutschland bezeichnet. Wer in der ‚Generation Praktikum‘ immer nur
kurzfristige Arbeitsverträge bekäme, dem falle Familienplanung verständlicherweise
schwerer.
„Junge Paare aber wollen Kinder“, betonte die
frühere Bundesfamilienministerin im Rahmen des ‚Abends der Caritas‘ am Dienstag,
7. Mai, in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Alle Studien belegten dies. Geringfügige
Beschäftigung sei „prima für Rentner, aber nicht als Existenzsicherung.“
Süssmuth: „Die wachsen hinein in Hartz IV.“
Während in den 70er Jahren das Ende der
Familie vorausgesagt worden sei, zeigten jüngste Studien, dass der jungen
Generation Familie ungemein wichtig sei. Süssmuth: „Reden wir nicht den
Generationenkonflikt herbei.“ Die junge Generation sei „vernünftiger“ als
unsere Rede vom Generationenkonflikt.
Ausdrücklich dankte Rita Süssmuth für dem
„Weckruf“ ‚Familie schaffen wir nur gemeinsam‘ der Caritas in Deutschland 2013.
Während man früher deutlich unterschieden habe zwischen „Hier Familie, dort
Außerfamiliäres“ sei heute klar: „Es geht nur gemeinsam.“ Nicht um der Bevormundung
eines Menschen willen brauche es ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.
Auch dürften Krippen nicht als Kontrahenten
zu den Eltern gesehen werden. Vielmehr gelte es, den Eltern zu helfen in den
Beschleunigungen des Lebens. Kosten für benachteiligte Kinder am Rande seien
„nicht einfach hinausgeworfenes Geld“. Süssmuth: „Wer nicht zurückgeholt wird,
kostet ein Leben lang.“
Im Blick auf Familien forderte die engagierte
Rednerin vor 90 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kirche „Finanzmittel
sinnvoller zu bündeln“ als bisher. Es sei für sie nicht nachvollziehbar, wie
man Studiengebühren abschaffen, gleichzeitig aber an den Kindergartengebühren
festhalten würde.
Auf die zunehmende Schwierigkeit für
Caritas-Einrichtungen, den festgelegten Tarif an ihre Mitarbeiter zu zahlen,
wies Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe hin. Die Entlohnung durch den
katholischen Wohlfahrtsverband werde zunehmend als „Luxustarif“ abgetan.
Dadurch sei „die Finanzierung unserer Personalkosten in verschiedenen
karitativen Feldern nicht mehr sicher gestellt“. Die Sozialpädagogische
Familienhilfe werde die Caritas aus diesem Grunde vermutlich nicht mehr lange
vorhalten können.
Im Blick auf Familie sagte Tepe, dass sie
nach wie vor „Garanten unserer gesellschaftlichen Stabilität und beileibe kein
Auslaufmodell sind“. Sie erbrächte vielmehr einen „eigenständigen, zentralen
und unverzichtbaren Beitrag“ für den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Zitate:
„Wir sind aufeinander angewiesen. Keiner
schafft es für sich alleine.“
„Wir waren schneller auf dem Mond als dass wir die Gleichstellung von Mann und
Frau geschafft haben.“
Prof. Dr. Rita Süssmuth im Rahmen des Abends der Caritas
Dietmar
Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640