Was ist das christliche Profil von Caritas-Einrichtungen? - Fachtag zum Abschluss des 101-jährigen Jubiläums des LCV - Teilnehmer aus ganz Niedersachsen - Caritasdirektor Tepe begrüßt neue Grundordnung für kirchliche Mitarbeitende
Cloppenburg-Stapelfeld / Oldenburger Land (LCV) Als "gefährliche Tendenz" hat der Berliner Moraltheologe Dr. Andreas Lob-Hüdepohl die "Vermarktlichung" des Gesundheitswesens bezeichnet. Ökonomische Abwägungen müssten immer eingerahmt sein vom Grundsatz der Menschenwürde, sagte er am Donnerstag, 24. November, in der katholischen Akademie Stapelfeld.
Die Würde des Menschen dürfe nie auf dem Spiel stehen, forderte der bundesweit bekannte Ethikexperte im Rahmen eines Caritasfachtages zum Thema ‚Profilbildung‘. Gleichwohl sehe er im ‚wirtschaftlichen Haushalten‘ eines Sozialunternehmens keinen Widerspruch zu ethischen Herausforderungen.
Im Blick auf die Kultur eines kirchlich-sozialen Hauses forderte er, "die Tatqualität in den Vordergrund zu stellen, nicht die Täterqualität". Es müsse akzeptiert werden, dass niemand perfekt sei. Ein wichtiges Element des christlichen Glaubens sei der Umgang mit dem Scheitern, formulierte er im Rahmen der Tagung, die den Abschluss des 101-jährigen Jubiläums des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg bildete. Für jede Person müsse der Grundsatz gelten: "Du kriegst einen Neuanfang."
Lob Hüdepohl: "Wir sprechen oft vom Erlöst-Sein und praktizieren häufig das Gegenteil." Das habe jedoch nichts zu tun mit einem "heils-besoffenen Triumphalismus" oder einem "darüber Hinweg-Lächeln".
Merkmal einer christlichen Unternehmenskultur könne vielmehr sein, dass der Grundsatz der Barmherzigkeit auch bedeutet, "dass Menschen in den Einrichtungen wachsen können".
Von Mitarbeitenden in kirchlich-sozialen Einrichtungen erwartet er umgekehrt, "dass sie eine basale religiöse Kompetenz haben" und eine "fundamentale Sensibilität für die Gottesfrage". Wenn dies geleugnet werde, stelle sich die Frage, ob der kirchliche Arbeitgeber der richtige sei.
"Das Gesundheitssystem nicht börsenorientierten Unternehmen zu überlassen", forderte der Münsteraner Theologe Dr. Michael Fischer. Die Caritas sei ein relevanter Akteur in diesem System, sagte der Professor. Der katholische Wohlfahrtsverband halte beispielsweise die Wahrheits- und Wertefrage offen. Fischer: "Auch die Kirche ist dadurch relevant."
Klar verneinte er die Frage, ob Caritas und Kirche sich trennen sollen, was vereinzelt gefordert werde: "Die Kirche würde einen wesentlichen Teil ihres Selbst verlieren und wäre halbiert." Die Caritas wiederum "würde ihre Seele verlieren", so der Referent. "Da würden nur zwei Verlierer vom Platz gehen."
Dafür, dass im Oldenburger Land täglich 13.000 Caritas-Mitarbeitende die Botschaft Jesu Realität werden lassen, dankte Weihbischof Wilfried Theising im Gottesdienst zu Beginn. "Die Kirche hat ein ganz wesentliches Gesicht durch die Caritas."
"Sehr froh" über die in dieser Woche verabschiedete neue Grundordnung für den kirchlichen Dienst zeigte sich Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe in seinem Grußwort.
Praxisbeispiele zum Thema Profilbildung haben am Nachmittag vorgestellt: Michael Korden (St. Vitus-Werk, Meppen), Aloys Freese und Peter Sandker (Cloppenburg) sowie Susanne Schnelten und Thomas Westendorf (Lastrup).
Die rund 80 Teilnehmenden kamen aus ganz Niedersachsen, teilweise aus dem Bundesgebiet.
Pressemitteilung
„Kirche hat ein wesentliches Gesicht durch die Caritas“
Erschienen am:
25.11.2022
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