Landkreis Vechta (LCV). Sie kann auch lachen über ihre Krankheit: Martha. Ihren echten Namen will die 87-Jährige nicht nennen, auch wenn es ihr nicht peinlich ist, dass sie Parkinson hat. Vor gut zwei Jahren ist das durch einen Neurologen festgestellt worden.
Eine enge Vertraute wolle es ihr immer noch nicht glauben. "Du zitterst nicht. Du hast kein Parkinson", sage die. Doch Martha weiß es besser.
"Wenn ich mich körperlich oder geistig anstrenge, zittere ich danach sehr wohl", weiß sie. Zusammen mit Melanie Fischer von der Kontakt- und Beratungsstelle Selbsthilfe im Landes-Caritasverband will die 87-Jährige jetzt einen Gesprächskreis für gleich Betroffene gründen.
Der Weg zu schon bestehenden Gruppen sei ihr zu beschwerlich, sagt die Dame mit der Goldbrille und der langen Bernsteinkette um den Hals. "Ich bin am Ende meiner Kraft", offenbart sie und zitiert kurz darauf "Gallia est omnis divisa in partes tres...", den vierzeiligen Anfang von Cäsars lateinischem Werk "De bello Gallico".
Zwar wirkt es, als müsse sie sich auf jedes Wort konzentrieren. Aus dem Internet aber habe sie sich Informationen ausdrucken lassen und gelesen, wie das in ihrem Hirn aussehe. Mit den eigenen Röntgenbildern verglichen sei sie damit zu ihrem Neurologen mit den Worten: "Ich bin mit meinem bisherigen Medikament nicht zufrieden!" Worauf der sie tatsächlich auf andere Tabletten umgestellt habe, berichtet sie stolz.
Auch sonst lasse sie sich von der Krankheit nicht einfach in Beschlag nehmen. "Da wird gekämpft. Etwas dagegen unternommen", beschreibt sie, während sie im Laufe des Gespräches bestimmt schon dreimal aufgestanden ist, um den Gästen Süßigkeiten, Wasser oder anderes zu holen.
So ist es der gebildeten Dame aus dem Landkreis Vechta wichtig, all das zu machen, was sie noch kann: Sofakissen auf die Terrasse direkt vor ihrem Wohnzimmer zum Lüften tragen. Und auch wenn die Kraft der Beinmuskeln nachlasse, geht sie regelmäßig auf ein "Ergofahrrad mit Stufe ‚0‘". Oder läuft nur in Socken und dem Rollator fest in den Händen zwölf bis 15 mal über eine genoppte Gummimatte. "Für die Durchblutung", erklärt sie, denn von der Hüfte abwärts sei ihr Körper meist kalt.
Infos über Medikamente und die Krankheit insgesamt erhofft Martha sich vom Gesprächskreis, bei dem sie unsicher ist, ob die angesetzten 90 Minuten am Mittwoch, 21. Juni ab 15.30 Uhr im Vechtaer Niels-Stensen-Werk nicht doch 30 Minuten zu viel sind. Und einmal pro Monat genüge ihr ein solches Treffen ebenfalls. Denn auch nach dem Gespräch mit dem Journalisten braucht Martha erst mal wieder Ruhe.
Weitere Infos und Anmeldung zum ersten Treffen am 21. Juni: Melanie Fischer, Kontakt- und Beratungsstelle Selbsthilfe, Tel. 04441/8707-625.
Dietmar Kattinger, 02.06.2017