Vechta / Oldenburger Land. Übergewichtige Kinder, überforderte Eltern, auseinanderbrechende Familien. Tatsachen, denen Erzieherinnen in Kindertagesstätten immer häufiger ins Auge blicken müssen. Und eine Tatsache, welche die katholische Kirche im Oldenburger Land nicht unberührt lässt.
Gemeinsam haben Bischöfliches Offizialat und Landes-Caritasverband daher kürzlich das Projekt „Haus für Kinder und Familien“ gestartet. Sieben Einrichtungen zwischen Oldenburg und Lohne nehmen bis Juli 2011 daran teil.
„Familien sollen in ihren Anliegen gestützt werden“, beschreiben Caritas-Projektleiterinnen Gabriele Becker und Heidi Harstrick das Ziel der Initiative.
„Dabei fangen viele Einrichtungen ja nicht bei Null an“, wissen Becker und Harstrick. So werde vielfach bereits mit der Erziehungsberatungsstelle oder der Frühförderung zusammengearbeitet. „Im Projekt aber soll das ganze noch auf festere Füße gestellt werden“, freut sich Becker.
So könnten Kooperationen in Verträgen festgehalten oder neue, passgenaue Angebote geschaffen werden. „Allerdings nicht als Konkurrenz zu Bestehendem“, nimmt Becker mögliche Sorgen. Vielmehr solle „das vorhandene Angebot optimal genutzt werden“.
Wenn eine Einrichtung beispielsweise merke, dass die Mütter ihrer Kinder zu Hause vereinsamen, könne mit dem nahegelegenen Bildungswerk etwa ein Müttertreff ins Leben gerufen werden. Ausländische Eltern könnten ihre Kochkünste mit in den Alltag der Kindertagesstätte bringen, um so integriert zu werden. Mit einem Sportverein müsse die Leiterin möglicherweise über einen niedrigeren Beitrag für sozial Schwächere verhandeln.
„Die Aufgaben sind von Standort zu Standort verschieden“.
Gemeinsam sei nur, „dass die Familien davon profitieren“, fasst Becker
zusammen. Die Methode sei, dass alle Erzieherinnen ihren Blick schärfen und
künftig noch stärker über den Zaun der Kindertagesstätte hinaus blicken. Sie
sollen gleichsam ein „Seismograph für soziale Entwicklungen“ sein.
Dazu sollen die beteiligten Einrichtungen zuerst eine
„Sozialraumanalyse“ erstellen. Das will heißen, zu schauen, welche
Beratungsstellen es im Umfeld der Kindertagesstätte gibt, welche Sportvereine
oder unter welchen Bedingungen die Familien rund um die Kindertagesstätte
leben.
Dass auch das Bischöfliche Offizialat mit am neuen Strang zieht ist für die dortigen Projektleiter Alfons Gierse und Ralf Arlinghaus klar. „Kirche ist an keiner Stelle so nahe an den Lebenswirklichkeiten von Familien wie in Kindertagesstätten“, sind Gierse und Arlinghaus überzeugt. Außerdem seien die Einrichtungen so etwas wie „Gemeinde im Kleinen“. Hier werde Gemeinschaft erlebt, es werde verkündigt und Liturgie gefeiert. Daher gelte es, diese Orte zu stärken und zu stützen.
Beteiligt sind die katholischen Kindertagesstätten: Barßel (Heilige Familie), Delmenhorst (St. Christophorus), Elisabethfehn (Die Arche), Lohne (St. Josef), Oldenburg (St. Willehad), Sedelsberg (St. Marien) und Vechta-Langförden (St. Laurentius).
Dietmar Kattinger, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 19.09.2008