Oldenburger Land / Oldenburg.
Stellvertretend für 100
niedersächsische Kliniken haben führende Vertreter nordwestdeutscher
Krankenhäuser am Donnerstag, 3. April, in Oldenburg heftige Kritik an Landes-
und Bundespolitikern geäußert. Zu den Kritikern zählen auch die Vertreter von
fünf katholischen Krankenhäuser aus dem Oldenburger Land sowie der
Landes-Caritasverband für Oldenburg.
Bundesweit seien derzeit bereits 35 Prozent aller
Krankenhäuser „in den roten Zahlen“, erklärte der Geschäftsführer des Städtischen
Klinikums Oldenburg, Rudolf Mintrop, in Oldenburg stellvertretend vor der
Presse.
Erwartet wird, dass diese Zahl in den kommenden Jahren auf
über 50 Prozent ansteigen wird. Seit fünf Jahren gebe es faktische Nullrunden
für Kliniken, beklagte Mintrop. Die Folge sei ein „wirtschaftliches Desaster“.
Mintrop: „Die Politik hart gelernt, nicht mehr zuzuhören.“ Inzwischen sei die
Grenze der Belastbarkeit erreicht. Beklagt wurde eine „Politik der Aushungerung
der Krankenhäuser“.
Als Hauptursache kritisierte Mintrop, „dass die
Kommunikationskanäle zur Politik verstopft sind“. Politiker zeichneten sich aus
„durch aggressives Weghören“. Wenn sich nichts ändere, „fährt die Branche an
die Wand“, brachte es ein Krankenhausvertreter auf den Punkt. Von
„Staatsmobbing“ war die Rede.
Die Folgen seien für Patienten indirekt bereits jetzt
spürbar: Das Personal stehe unter Druck, an vorbeugenden oder aktivierenden
Maßnahmen müsse zwangsläufig gespart werden, beklagte beispielsweise der
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft katholischer Krankenhäuser im Oldenburger
Land, Dr. Martin Pohlmann (Vechta). Allein in Niedersachsen sei die Zahl der
Pflegekräfte in den letzten Jahren um 5.000 zurückgegangen. „Ein schleichender
Prozess, der den Krankenhäusern die Luft abschnürt“, fasste Pohlmann zusammen.
Dabei liege Niedersachsen mit 52 Krankenhausbetten für
10.000 Einwohner bundesweit am unteren Ende der Gesundheitsversorgung.
Am Freitag, 4. April, werden daher 100 niedersächsische
Krankenhäuser eine gemeinsame großflächige Anzeige in einer bundesweit
erscheinenden Tageszeitung veröffentlichen. Das Motto der Protestaktion lautet:
„Der Deckel muss weg!“
Am 10. April wird es in Niedersachsen einen landesweiten
Aktionstag geben. An der Protestaktion beteiligen sind auch die
Mitarbeitervertretungen und Betriebsräte zahlreicher Häuser.
Dietmar Kattinger, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 04441 8707-640