Cloppenburg (LCV) Ein Roboter soll keine Mitarbeiter ersetzen. Vielmehr gehe es im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) in der Pflege darum, "die Arbeit zu unterstützen, damit es leichter wird". Das machte die Oldenburger Pflegewissenschaftlerin Dr. Rebecca Palm am Donnerstag, 20. März, beim 36. Tag der Altenpflege deutlich.
Der Nutzen liege beispielsweise in Zeitersparnis, frühzeitiger Erkennung von Risiken, leichterer Organisation, besserer Überwachung oder einfacherer Dokumentation, sagte die Professorin vor 430 Teilnehmenden aus dem Nordwesten Deutschlands.
Sich selbstbewusst in die Entwicklung der KI in der Altenpflege einzubringen: Dazu rief die Bremer Pflegewissenschaftlerin Dr. Kathrin Seibert die Zuhörenden auf. Am meisten werde derzeit zum Thema KI im Krankenhaus und dem selbständigen Leben zu Hause geforscht. "KI im Pflegeheim" rangiere erst an dritter Stelle. Auch seien noch die wenigsten Mitarbeitenden der Altenpflege überhaupt mit KI in Berührung.
Vom Staat gefördert würden aktuell Projekte wie ein Sprachassistent für die Dokumentation, das Verhindern von Stürzen mit Hilfe von Daten oder die Beurteilung von Wund-Bildern mit Hilfe ‚Künstlicher Intelligenz‘. KI werde dort in der Pflege eingesetzt, wo es bereits eine Digitalisierungsstrategie gebe, so Seibert. Die eine Empfehlung, die sage: "Schaffe Dir dieses oder jenes an", gebe es allerdings noch nicht.
Einen von bundesweit 40 sozialen Robotern mit dem Namen "Navel" hat Michael Klipker von der Diakonie in Lilienthal bei Bremen vorgestellt. "Auch Menschen mit Behinderung sollen an der technischen Entwicklung teilhaben, begründete Klipker den Einsatz des 28.000 Euro teuren Gerätes im vergangenen Jahr, das auch Kurzweil schaffen soll. Zwar bedeute es derzeit noch einen Mehraufwand für die Mitarbeitenden. Langfristig solle er diese jedoch entlasten "in Anbetracht eines Fachkräftemangels, den wir noch gar nicht abschätzen können", so der Referent.
Statt einer "Dichte an Überwachungsinstrumenten" forderte Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe in seiner Begrüßung "ein positiveres Licht auf die Branche und mehr Wertschätzung gegenüber den Pflegenden." Bundesweit würden mehr als die Hälfte der stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Dienste "mit wirtschaftlicher Instabilität kämpfen". Die Einbindung von ehrenamtlich oder freiwillig Tätigen werde zunehmend wichtiger werden, "um entsprechende Angebote überhaupt aufrecht erhalten zu können."
Das Dokumentationssystem "voize" per Spracheingabe hat Rafael Schlegel vorgestellt. Jede Pflegekraft spare dadurch 39 Minuten pro Schicht ein, die sie sonst für die Dokumentation brauchen würde. Und das bei einer Treffergenauigkeit von 99,2 Prozent, so der Unternehmensvertreter.
Veranstalter war der Landes-Caritasverband für Oldenburg (LCV) sowie die Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe innerhalb des LCV.
Zahlen:
Im Bereich des Landes-Caritasverbandes gibt es 30 Altenheime, 24 Tagespflegen sowie 21 Sozialstationen. Insgesamt sind dort rund 3.500 Personen beschäftigt.