Cloppenburg / Oldenburger Land.
Nein, von außen sieht man es ihr nicht an. Die Worte aus ihrem Mund
klingen dann aber, wie sie im Buche stehen.
„Das Gefühl, dass mir zu Hause alles über den Kopf wächst“, fasst es Maria
Funke zusammen (Name geändert) . Abends fühle sie sich nur noch „kraftlos und
kaputt“. „Wenn ich es malen sollte, sähe es so aus“, sagt die berufstätige Sekretärin
aus Cloppenburg: Mit rotem Filzstift entsteht auf weißem Papier ein
Strichmännchen, das alle Viere von sich streckt. Wie wenig Zeit die verheiratete,
attraktive Frau für sich selbst hat, zeigt, dass sie ihren knapp 3-jährigen
Sohn auch zum Gespräch mit dem Journalisten mitbringt. Quirlig und nicht auf
den Mund gefallen ziehe und zerre er den ganzen Tag an seiner Mama, nennt sie
einen Grund für ihre Erschöpfung.
Dass die 12-jährige Tochter Schwierigkeiten in der Schule habe, belaste die
mit 30 Wochenstunden Berufstätige dagegen auch psychisch. Wolle sie ihrer Sechstklässlerin
mal helfen, komme der Kleine und setze sich wie selbstverständlich mit an den
Tisch. „Am Abend habe ich das Gefühl, keinem meiner Kinder gerecht geworden zu
sein“, fühlt sich Maria schuldig.
„Man funktioniert einfach den ganzen Tag“, sagt die 36-Jährige über
sich. Im Haushalt mache sie oft nur das Nötigste, manches bleibe einfach
liegen. Für Sport sei einfach keine Zeit mehr übrig. Vermutlich eine Folge
davon: Kopf- und Rückenschmerzen, über die Maria klagt.
Damit führt die berufstätige Mutter ein Leben, vor dem Ilse Nemann-Brak,
Referentin für Kur und Erholung beim Landes-Caritasverband für Oldenburg, warnt:
„Nicht am Limit arbeiten“, rät sie allen berufstätigen Müttern. Wenn der Tag so
geplant sei, dass keine Ruhezeiten für die Mütter enthalten sind, berge das
hohe Risiken.
„Wenn viele Stresssituationen zusammenkommen, fängt das Gebilde an zu
wackeln“, weiß Nemann-Brak. Beispielsweise wenn das Kind hohes Fieber habe, die
Mutter aber gleichzeitig im Büro am Schreibtisch erwartet werde.
Der Rat der Kur-Referentin: „Für Krisenzeiten vorsorgen und Netzwerke
schaffen.“ Konkret bedeute das: Menschen in die Familie einbinden, die im
Notfall einspringen und mal einen halben Tag auf die Tochter oder den Sohn aufpassen.
„Im Idealfall natürlich jemand aus der Familie, möglich ist aber ebenso eine
Nachbarin“, empfiehlt Nemann-Brak.
Um Erschöpfungszuständen vorzubeugen oder bereits erkrankten Müttern
wieder auf die Beine zu helfen, vermittelt unter anderem die Caritas Frauen in Mutter-
oder Mutter-Kind-Kuren. 2011 wurden in den acht katholischen Beratungsstellen im
Offizialatsbezirk 435 Mütter in eine Kur vermittelt. Davon brauchten 81 Frauen
mit ihren 134 Kindern eine finanzielle Unterstützung. Für solche Mütter wird rund
um den Muttertag gesammelt.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640