Vechta. Die Frage, was der alte Mensch und die Pflege an ihm wert sind, formulierten die Gesprächsteilnehmer der Hörfunksendung mit dem Titel “Pflege im Minutentakt - Die Angst vor drohender Pflegekatastrophe” einstimmig als die Zentrale im Blick auf das Thema. Im Rahmen der Reihe “Nordwest-Radio unterwegs” ist sie am Donnerstag, 24. März, unter der Moderation von Ottmar-Willi Weber live aus dem “Haus der Caritas” in Vechta gesendet worden.
Dass die Pflegesätze in Niedersachsen niedriger seien als in anderen Bundesländern, beklagte die SPD-Landtagsabgeordnete Renate Geuter. Ihre Forderung: Abschaffung des Schulgeldes für Altenpflegeschüler, die Wiedereinführung der Umlagefinanzierung in der Ausbildung zur Altenpflege und die Einführung eines Mindestlohns in der Pflege. Durch letzteren müsse “die Spirale nach unten bei der Entlohnung beendet werden.”
Gegen eine Schwarz-Weiß-Malerei beim Thema “Pflege” wandte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Ansgar Focke. Dass die Landesregierung die Themen anpacke, belege eine terminierte Pflegekonferenz des niedersächsischen Sozialministeriums am 4. April.
Auf die zunehmende Schwierigkeit, Fachkräfte für die Krankenpflege gewinnen zu können, wieß der stellvertertende Direktor des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg, Dr. Martin Pohlmann, hin. Es müsse dringend etwas getan werden, “damit der Pflegeberuf attraktiv bleibt”, warnte er. Jede vierte Kraft in der Pflege strebe auf Grund der hohen Arbeitsbelastung an, ihren Stellenumfang zu reduzieren, berichtete der Gesundheitsexperte.
Pohlmanns Lösungsvorschlag: Die Pflegepraxis attraktiver, die Ausbildung interessanter gestalten sowie einen dualen Studiengang “Pflege” einführen.
Für ein neues, positives Selbstverständnis des Pflegeberufs plädierte Helmut Glenewinkel von der AOK Niedersachsen. Gleichzeitig verwies der Geschäftsführer auf ein “Netzwerk Pflege”, das die AOK im Mai ins Leben rufe.
Dass er früher drei Dialysepatienten zur selben Zeit zu betreuen hatte und heute sechs, berichtete Josef Hanneken, Krankenpfleger der Dialysestation im Krankenhaus Cloppenburg. Durch die hinzukommenden bürokratischen Aufgaben “haben wir manchmal mehr mit dem Stift zu tun, als mit dem Gespräch am Patienten”, beklagte Hanneken, der gleichzeitig stellvertetender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft aller Mitarbeitervertreter im Offizialatsbezirk Oldenburg ist.
Anlass der Hörfunk-Sendung war ein Brief, den unter anderem die Spitze der Mitarbeitervertretung im Offizialatsbezirk Oldenburg sowie der Vorstand des Landes-Caritasverbandes an Bundesgesundheitsminister Dr. Phillipp Rösler, Ministerpräsidenten David McAllister sowie Sozialministerin Aygül Özkan geschrieben haben. Darin hatten sie ihre “tiefe Sorge um ein gut funktionierendes Sozialsystem in Niedersachsen” zum Ausdruck gebracht”. Die Unterzeichnenden hätten die Sorge, „dass wir auf eine Pflegekatastrophe zugehen.”
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 04441 / 8707 640