Vechta. Eine Beitragsfreiheit für Kinder in Kindertagesstätten bereits ab dem dritten Lebensjahr hat der Landes-Caritasverband für Oldenburg (LCV) gefordert. Dadurch würden die Bildungschancen aller Kinder erhöht, beschrieb die Referentin für Kindertagesstätten beim LCV, Gabriele Becker, anlässlich des Caritas-Sonntags am 23. September. Das Motto des Tages wie auch das Jahresthema des katholischen Verbandes lautet: „Mach Dich stark für starke Kinder“.
Wo Kinder aus allen sozialen Schichten heute stark gemacht werden müssen, zeigte Becker an mehreren Beispielen. Schuleingangsuntersuchungen hätten gezeigt, so die Referentin am Freitag, 21. September, vor der Presse, dass Kinder aus armen Familien sieben mal häufiger zurückgestellt würden, als andere. Der Grund: Sprach- und Sozialverhalten oder beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit würden den Anforderungen nicht entsprechen.
Von Armut betroffene Kinder „sind schon im Vorschulalter erkennbar belastet“, stellt die Fachberaterin fest. Diese hätten weniger Kontakte zum Gruppengeschehen, zu anderen Kindern, seien weniger wissbegierig und hätten einen geringeren Wortschatz. Mit einer Kollegin berät sie 110 katholische Kindergärten mit etwa 10.000 Kindern.
Beckers Rat an die Eltern: mehr mit den Kindern lesen, mehr sprechen, mehr Zeit mit ihnen verbringen.
Kinderarmut zeige sich auch beim Thema „Bewegung und Ernährung“: Jedes vierte Kind sei inzwischen über- oder untergewichtig. Zwar treiben die meisten Kinder zwischen drei und zehn Jahren Sport, so die Expertin. Bei den elf- bis 17-Jährigen sei es jedoch nur noch jeder vierte Junge und jedes sechste Mädchen. Beckers einfache Empfehlung: Sonntagsspaziergänge im Wald, Mitmachen in Sportgruppen oder -vereinen.
Als Beispiel für „innere Armut“ führte die Caritas-Referentin weitere Fakten vor Augen: Jedes zweite Kind zwischen sechs und 13 Jahren habe einen eigenen Fernseher. Ein Viertel dieser Altersgruppe gab zu, vor dem Computer „machen zu dürfen, was sie wollen“.
Beckers Empfehlung an die Eltern: Den täglichen Fernseh- und PC-Konsum für Kindergartenkinder auf 30, für Grundschulkinder auf 45 Minuten zu beschränken. Um flexibel zu bleiben rät die Fachberaterin, eine maximale wöchentliche Medienzeit zu vereinbaren.
Um Eltern in solchen und ähnlichen Fragen zu unterstützen, hat das Caritas-Sozialwerk eine eigene „Elternschule“ eingerichtet, in der hilfreiche Tipps zur Erziehung gegeben werden.
Auch ein „Tag der offenen Tür“ am kommenden Sonntag, 23.9., hat das Ziel, auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Auf dem Gelände des Caritas-Integrationszentrum werden sich von 14 bis 18 Uhr alle Einrichtungen und Dienste vorstellen. Darunter die sozialpädagogische Tagesgruppe, der Natur- und Umwelthof, der „Soziale Briefkasten“, die ambulanten Dienste der Familienhilfe.
Darüber hinaus wird der Gospelchor „Citadel Voices“ singen, Kinder werden geschminkt, können auf eine Hüpfburg oder mit speziellen Fahrrädern einen Hindernisparcours überwinden.
Auf dem Gelände des Caritas-Integrationszentrums sind 64 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt.
Dietmar Kattinger, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 04441/8707-640