Weihbischof Theising besucht ‚Allgemeine Sozialberatung‘ in Friesoythe, Oldenburg und Delmenhorst - Zunehmend kommen Rentner in die Beratung - Bis zu 60 Kontakte pro Beratung
Friesoythe / Oldenburg / Delmenhorst (LCV) Oft kämen Ratsuchende zunächst mit einer einfachen Frage in die Türe. Das wurde übereinstimmend deutlich bei einem Besuch von Weihbischof Wilfried Theising und Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe bei der "Allgemeinen Sozialberatung" der oldenburgischen Caritas stellvertretend in Friesoythe, Oldenburg und Delmenhorst. Werde der Problem-Koffer jedoch erst einmal geöffnet, verberge sich darin nicht selten ein Wust von Nöten. Manche Personen brauchen bis zu 60 Kontakte in der Beratungsstelle.
Dass zwar 45 Prozent ihrer 280 Klientinnen und Klienten aus dem vergangenen Jahr zwischen 28 und 45 Jahren alt seien, berichtete Caritas-Beraterin Judith Block (Friesoythe). Dann folge jedoch bereits die Gruppe der über 55-Jährigen mit 27 Prozent. Darunter welche, die nicht lesen und schreiben können, erlebt Block. "Aber auch Akademiker, die die Anträge nicht schaffen."
Und solche, die nichts zu essen haben, erfährt Block von den Ratsuchenden, von denen mit 224 der überwiegende Teil aus Deutschland stammte. Menschen, die nicht krankenversichert seien, suchen Hilfe bei ihr. Welche, die plötzlich ihren Partner verloren haben. Deren Kinder krank sind und die nach einer Beratung mit Sätzen danken wie: "Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich mein Leben beendet."
"Fixkosten fressen die Einkommen auf", fasst ihre Delmenhorster Kollegin Sarah Junge die Lage vieler ihrer Klientinnen zusammen. Und meint das Geld für Miete, Energie oder Lebensmittel. Auch Menschen, die noch nie Sozialleistungen bezogen haben, fänden sich zunehmend unter ihren Klienten. Da sei der verheiratete Angestellte mit zwei Kindern, der sagt: "Es kann doch nicht sein, dass ich Hilfe brauche, obwohl ich arbeite."
Caritas-Beraterin Sarah Junge beantragt Wohngeld und Kinderzuschlag für ihn mit dem Ergebnis, "dass ich jetzt wieder atmen kann", so der Mann. Zunehmend kämen Rentner mit den Worten: "Es reicht nicht mehr!" Für sie sei es ebenso wie für Alleinerziehende schambelastet, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder am Leben teilhaben zu können, erlebt Junge. Und das, obwohl gerade die Rentner Zeit für Letzteres hätten.
Eine weitere Beobachtung mache sie: Im Falle von Energiehilfen, die sie aus Mitteln des Offizialates weitergeben konnte, sei es nicht nur das Geld, das helfe. Auch für die damit verbundene Wertschätzung habe sich beispielsweise eine schwerkranke Frau eigens bedankt.
"Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin", sei die Frage, mit der viele der Klienten zwischen 18 und 83 sich an die Oldenburger Caritas-Beratungsstelle wenden. Knapp zur Hälfte mit Migrationshintergrund ginge es auch bei der ‚Allgemeinen Sozialberatung‘ in Oldenburg in 50 Prozent aller Fälle um Hilfe bei Behördenangelegenheiten, schildert die dortige Caritas-Beraterin Dorles Löning.
Zwar könne in 80 Prozent der Fälle durch ein bis sechs Termine geholfen werden. Unter den verbleibenden 20 Prozent seien allerdings auch welche, bei denen 60 Kontakte notwendig seien.
Klar ist Löning und ihren Kolleginnen: "Mit 50 Euro ist es nicht getan." Anliegen aller Caritas-Beraterinnen sei vielmehr, langfristig zu helfen.
Tief bewegt dankten Theising und Tepe für diesen zentralen Dienst von Kirche und Caritas. "Notwendiger und effektiver als hier kann Caritas-Arbeit nicht geleistet werden."
Allgemeine Sozialberatung der Caritas gibt es im Oldenburger Land in:
Aus dem Loch herauskommen (lcv-oldenburg.de)
Pressemitteilung
„Mit 50 Euro ist es nicht getan“
Erschienen am:
24.04.2023
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