Das siebenseitige Papier vom Mai dieses Jahres beruhe auf einem Konzept "gegenseitiger und nicht mehr einseitiger Loyalität", berichtete der Vechtaer Caritas-Justitiar Klaus Brokamp vor rund 80 Personalverantwortlichen aus dem Bereich des Landes-Caritasverbandes sowie dem Bistum Osnabrück.
Habe der bisherige Schwerpunkt auf den sogenannten ‚Loyalitätsobligenheiten‘ und der Ahndung ihrer Verstöße gelegen, sei der "Kernbereich der privaten Lebensführung" jetzt herausgenommen worden.
"Es liegt ein Wechsel vom Sanktionieren zum Unterstützen vor", so Brokamp. Auch werde der Blick nicht mehr in jedem Fall auf die Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche gelegt.
Zufrieden mit dem Entwurf zeigte sich auch der Osnabrücker Caritas-Rechtsexperte Werner Negwer. Die Kampagne ‚Out in church‘ habe ihn gelehrt, dass es in diesem Feld nach wie vor einen Umgang mit Menschen in der Kirche gebe, "der uns nicht zusteht". Die neue Grundordnung sei ein "Weg von der Verbotskirche hin zu einer einladenden Kirche".
Im Blick auf nachkommende Mitarbeitende in der Pflege riet der Leiter des Osnabrücker Niels Stensen Bildungszentrums Martin Pope einen "Stolz auf die Arbeit in der Pflege" zu entwickeln. Es gelte, die "Magic Moments" herauszufinden und zu feiern.
Weiter riet Pope, in dessen Schule jährlich 160 Nachwuchskräfte ihre Ausbildung in der Pflege starten, "auf die zu kucken, die uns schon gefunden haben". Jugendliche, die bereits ein "Freiwilliges soziales Jahr" oder einen "Bundesfreiwilligendienst" absolviert hätten, "kommen gestärkt in die Ausbildung".
Im Blick auf Auszubildende aus dem Ausland, von denen etwa fünf pro Jahr in seiner Schule starten würden, stelle er einen hohen bürokratischen Aufwand fest. Hinzu kämen Sprachbarrieren oder die Tatsache, dass beispielsweise Jugendliche in Indien zuvor keine Praktika absolvieren können, weil es dort keine Altenheime gebe.
Für "nachdenkenswert" hält der Schulleiter die Einführung eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres. "Wir profitieren davon, dass Menschen in Kontakt kommen mit Personen in prekären Situationen. Sie entdecken hier oft ihr Talent für diesen Bereich."
Praktische Tipps gab Dirk Grave von der in Emstek ansässigen ‚Dr. Schwertfeger Personalberatung‘. In Zeiten, in denen sich Unternehmen bei Mitarbeitenden bewerben müssen, sei die adäquate Entlohnung Voraussetzung. Stimmen müssten aber auch die Anreize darüber hinaus.
So habe ein Unternehmen im Nordwesten Deutschlands im Zuge eines Neubaus gleichzeitig Hundezwinger errichten lassen. Mitarbeitende, die privat Hunde besitzen, könnten die Tiere nun mit zur Arbeit bringen und immer wieder versorgen.
Veranstalter der Tagung waren der Caritasverband für die Diözese Osnabrück und der Landes-Caritasverband für Oldenburg.
Link:
Der Entwurf der neuen Grundordnung des kirchlichen Dienstes sowie Erläuterungen der Bischöfe finden sich unter:
https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/entwurf-zur-grundordnung-des-kirchlichen-dienstes-geht-in-naechste-phase
Pressemitteilung
Neues kirchliches Arbeitsrecht: einladen statt verbieten
Erschienen am:
27.09.2022
Beschreibung