Cloppenburg-Stapelfeld / Oldenburger Land (LCV) Die Erderwärmung um zwei Grad wird nicht mehr aufzuhalten sein. Davon ist der Makrosoziologe Professor Dr. Heinz Bude (Kassel) überzeugt. Der Meeresspiegel werde steigen und die Frage der Lebensmittelversorgung sich stellen, blickte er beim 15. "Abend der Caritas" am Dienstag, 13. Juni, in der Katholischen Akademie Stapelfeld in die Zukunft. Das Problem werde verstärkt durch den Ausfall der Ukraine als Lebensmittelproduzent.
Was es jetzt brauche sei ein "Wettbewerb an Maßnahmen, wie wir uns schützen können", so der Makro-Soziologe zum Thema "Europa und das Oldenburger Land 2040: Was kommt auf uns zu?" vor 100 Entscheidungsträgern aus der Region.
Europa werde 2040 einen Anteil von sechs Prozent an der Weltbevölkerung stellen. Die Frage werde sein, was es dann noch zu bieten habe? Bude: "Die Möglichkeit, öffentliches Glück herzustellen durch Bürgerrechte." Im Unterschied zu anderen Gesellschaften gehe es gerade nicht nur um privates Glück.
Den Aufstieg der AFD auf bis zu 30 Prozent hält er nicht für ausgeschlossen. Auch nicht ein Mitregieren auf Bundesebene. Die Partei verstehe den Umgang mit ‚Provokation‘ und ‚Emotion‘ in den traditionellen beziehungsweise sozialen Medien.
Vollzogen werde eine Mobilisierung des Misstrauens durch eine bestimmte Art des Kulturkampfes. Sinngemäß mit der Botschaft: "Wir verteidigen Schnitzel, Diesel und Billigflüge gegen das Establishment, das uns dies madig machen will."
Den Blick auf die USA gerichtet fragte er, wie mit Donald Trump ein ‚Irrer‘ die Wahlen dort gewinnen konnte und vielleicht wieder gewinnen wird?
Entstanden sei ein neues "Proletariat im Bereich Dienstleistungen". Berufe ohne Aufstiegschancen, sehr körperbetont, vornehmlich weiblich, migrantisch, ohne Qualifikation. Trump sei auch die Antwort auf Barack Obama. "Das passiert uns nicht noch mal", würden viele empfinden, was eine Form des Rassismus darstelle.
Mitschwingen bei der Begeisterung für Trump würde immer auch eine Form des Antisemitismus im Sinne von: "Es muss doch jemanden geben, der hinter dem Ganzen steckt."
Als Mittel gegen solche Tendenzen empfahl Bude Gelassenheit einerseits, eine "politische Gerichtetheit" und die "Fähigkeit zur kollektiven Handlungsfähigkeit" im Sinne von "Wir schulden einander etwas" beziehungsweise "Alleine schaffen wir das nicht."
Im Blick auf die Kirche sagte der Festredner, dass er ihr einerseits nicht mehr traue, dass es andererseits aber einen Garanten für die Einheit der Welt brauche. Bude: "Ich kann mir keinen anderen Statthalter für die Einheit der Welt vorstellen." Man müsse etwas dafür tun, dass die Kirche die Kraft behält, diese Rolle auszufüllen.
Dass die Caritas "Mitstreiterinnen und Mitstreiter" für ihre Anliegen brauche, betonte Caritasdirektor Dr. Gerhard Tepe in seiner Begrüßung. Als Teil der Kirche biete sie ein "Sinn-System" sowohl für Klienten als auch für Mitarbeitende an. Niemand müsse sich dieses selbst "zusammenzimmern". Niemand müsse "mit der Waffe oder dem Messer in der Hand zum Einkaufen gehen". Tepe: "Es muss sich niemand selbst erlösen."
Zu den Gästen zählten neben Weihbischof Wilfried Theising auch Landtagspräsidentin Hanna Naber sowie weitere Vertreter aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Verwaltung.
Pressemitteilung
Soziologe bei ‚Abend der Caritas‘: Erderwärmung nicht mehr aufzuhalten
Erschienen am:
28.06.2023
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