Vechta.
1000 Frauen und 1200 Kinder haben seit Bestehen der
Schutzwohnung Vechta im Jahr 1987 darin Zuflucht gesucht. Das teilte Maria Neemann
vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Vechta als Träger der Einrichtung
mit. Dabei käme die Gewalt in jeder sozialen Schicht vor, führte Neemann am
Mittwoch, 15.09., im Rahmen des 90-jährigen Jubiläums des Verbandes im Vechtaer
Rathaus aus.
Zunächst seien die Frauen froh, „ein
Dach über dem Kopf zu haben“. Hinter ihnen lägen oft Tage, in denen sie – von
ihren Männern ausgesperrt – in der Garage oder im Auto übernachtet hätten.
In Vechta angekommen werde dann überlegt,
wie es weitergehe. Behördengänge würden gemeinsam erledigt. Auch Arztbesuche
seien in den ersten Tagen notwendig, da die Frauen teilweise Schnittwunden oder
Brandverletzungen mitbrächten, schilderte Neemann eindrucksvoll vor rund 150
geladenen Gästen.
Die Frauen seien froh darüber, reden zu
können und dabei ernst genommen zu werden. Davor hörten sie häufig Sätze wie
„Stell Dich nicht so an!“ oder ihnen würde das Erlebte schlicht nicht geglaubt.
Das Land Niedersachsen zahle einen
Grundstock in Höhe von 30 Prozent der anfallenden Kosten, erläuterte
SkF-Vorsitzende Waltraud von Laer im Rahmen eines moderierten Gesprächs.
Tagessätze würden dann vom Landkreis erstattet. Da die Frauen beispielsweise
selbst einkaufen, würden sie - falls zu ihrem Schutz notwendig - , auch in die
Frauenhäuser anderer Landkreise verlegt.
Umgekehrt komme es vor, dass eine Mutter
mit ihren Kindern aus München ins Frauenhaus nach Vechta ziehe. Der hiesige
Landkreis bekäme die Kosten dann rückerstattet beschrieb von Laer die aufwändige
Rückfinanzierung.
Dass der Frauenverband aus der
katholischen Kirche nicht mehr wegzudenken sei, formulierte Weihbischof
Heinrich Timmerevers in seiner Predigt. Den Mitarbeitenden riet er, sich „vor
einem Aktionismus zu hüten, der leer ist“, sich gleichzeitig aber zu mühen,
„dass Sie von der Liebe Gottes aufgefüllt sind.“
Als „Erfahrungsorte der Gegenwart
Gottes, die zur Gemeindebildung beitragen“ beschrieb Caritasdirektor Dr.
Gerhard Tepe den Verband.
Der SkF Vechta ist derzeit in sechs
Fachbereiche mit 30 hauptamtlichen und 120 ehrenamtlichen Mitarbeitenden tätig.
Weitere Infos unter
www.skf-vechta.de
.
Bundesweit ist der Verband in 149
Ortsvereinen tätig. Ihm gehören 10.000 Mitglieder an, dazu kommen weitere 9.000
Ehrenamtliche, 6.000 hauptberuflich Tätige arbeiten in 25 von 27 Diözesen
Deutschlands.
Zur Geschichte des SkF in Vechta:
Von
Klara Kreutzmann 1920 mit dem Wunsch zum
Dienst am Nächsten als „Katholischer Fürsorgeverein Vechta“ gegründet feiert
der SkF Vechta am 15. September sein 90-jähriges Bestehen.
In den Anfangsjahren wandte sich der „Fürsorgeverein“ der Betreuung von
Pflegekindern, Gefangenen und jungen Mädchen zu. Hinzu kam der Einsatz für
Arbeitslose. Auch unverheiratete Mütter und ihre Kinder finden beim
Fürsorgeverein Hilfe.
1937 übernimmt die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt den Verein. Kreutzmann
wird von ihrem Amt entbunden. Ab Juli 1945 arbeiten das Jugendamt Vechta und
der Fürsorgeverein erneut zusammen. Nach dem II. Weltkrieg werden viele
Vormundschaften in Adoptionen umgewandelt. Die staatliche Anerkennung als
Adoptionsvermittlung erfolgt.
1956, nach Gesetzesänderungen, übernimmt der Verein neue Aufgaben, vom
Pflegekinderschutz bis zur Fürsorgeerziehung. Unterstützt von Ehrenamtlichen
zeichnen zwei hauptamtliche Fürsorgerinnen pro Jahr für etwa 900 Betreute
verantwortlich. 1960 erhält Klara Kreutzmann das Bundesverdienstkreuz. 1968
folgt der Namenswechsel in „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SkF). 1977 wird
der „SkF“ ein eingetragener Verein.
1980 wird eine Baby-Kleiderkammer in der Overbergschule eröffnet. 1984
übernimmt der Verein die Trägerschaft einer sozial-psychiatrischen
Beratungsstelle. 1987 kommt das seit 1989 vom Landkreis unterstützte
„Frauenhaus“ hinzu. 1993 übernimmt Waltraud von Laer den Skf-Vorsitz. Seitdem
setzt der SkF-Vechta viele Akzente: Kleiderkammer (1996); Projekt „Moses“ mit
dem St.-Marien-Hospital (2003); Kindertagespflege (2004) Familienhebammendienst
(2008) und das „soziale Kaufhaus“ seit Ende April, als „jüngstes Kind“.
Dietmar Kattinger
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 04441/8707-640