Cloppenburg-Stapelfeld.
Mit vielen
erschrockenen Gesichtern angesichts der Todesnachricht von Alt-Bischof Dr.
Reinhard Lettmann und einem Gebet für den langjährigen Oberhirten der Diözese Münster
startete gestern die Tagung „Caritas und Pastoral“ in der katholischen Akademie
Stapelfeld. Auf Einladung der Hauptabteilung Seelsorge des Offizialates sowie
des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg diskutierten dabei über achtzig
haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aus Caritaseinrichtungen und dem
pastoralen Dienst der Pfarrgemeinden über Formen und Möglichkeiten des
Ehrenamtes.
„Bischof
Reinhard wäre stolz darauf gewesen, uns hier so zu sehen“
,
begrüßte Rita Schute vom Landes-Caritasverband die
Teilnehmer. „Wir möchten mit dieser Veranstaltung den Dialog in den
Pfarrgemeinden fördern, Impulse zum Ehrenamt geben und Ideen vermitteln“
,
machte sie deutlich. Mit Diensten wie zum
Beispiel der Gottesdienstgestaltung, Krankenbesuchen, der Betreuung von
Jugendlichen oder der Organisation von Fahrdiensten träten Ehrenamtliche in
Pfarrgemeinden als Anwälte, Solidaritäts- und Hoffnungsstifter auf. Jeder
Mensch habe ein Charisma, unterstrich Prälat Peter Kossen, Vorsitzender des
Caritasrates. Und Charisma bedeute in erster Linie, jemandem etwas Erfreuliches
und Positives zu zeigen. „Vermitteln Sie den Menschen: Gut, dass Du da bist.“
Die Kirche brauche Talentsucher, die an den Rand der Gesellschaft gehen. „Die
ersten Menschen, die Jesus gerufen hatten, waren Menschen mit gebrochenen
Biografien.“ Drei wichtige Schlagworte definierte er für das Ehrenamt in
Pfarrgemeinden: Kommunikation, Partizipation und Transparenz. „Bei allen dreien
haben wir in der Amtskirche noch Luft nach oben“, sagte Kossen.
Drei
Beispiele ehrenamtlichen Engagements wurden im Anschluss vorgestellt: die
„Gemeinschaft der Talente“ in Lohne, das Mehrgenerationenhaus in Nordenham und
das Ehrenamtlichen-Management durch eine hauptamtliche Kraft in einer
Pfarrgemeinde in Bergisch Gladbach. Von den über dreißig Projekten der 18.000
Seelen umfassenden Großgemeinde St. Gertrud in Lohne erzeugte vor allem das
Projekt „Treffpunkt Friedhof“ Aufmerksamkeit. So simpel die Idee, so effektiv
die Wirkung, erklärte Pastoralreferentin Christiane Gerdes. Sechs Personen
würden sich daran beteiligen und jeden zweiten Donnerstag im Monat auf dem
Friedhof als Ansprechpartner für Trauernde zur Verfügung stehen. „Nirgends
sonst treffen Sie so viele gesprächsbereite Leute“
,
erklärte sie. Es sei ungemein bereichernd, dort als Gemeinde präsent zu sein.
Insgesamt würden sich etwa 130 Freiwillige aktiv an den Lohner Projekten
beteiligen.
Ganz
anders das Mehrgenerationen in Nordenham. Wie die meisten der bundesweit 450
anerkannten Häuser dieses Typs bietet die Caritas-Einrichtung keine Wohnungen
für verschiedene Altersstufen, sondern generationsübergreifende Projekte an.
Die Palette reicht von einem Chor über Werkgruppen zu Gruppen für Hand- oder
Gartenarbeiten, Mittagstisch für Jung und Alt und der Betreuung dementieller
Menschen bis hin zur Schuldnerberatung und Hausaufgabenbetreuung. 91
Ehrenamtliche machen hier mit, über zweihundert Besucher kämen jeden Tag ins
Haus, erklärte Geschäftsführerin Henriette Eichner. Als Einrichtung in der
Diaspora sei es für sie wichtig, viele Dienste außerhalb der Liturgie
anzubieten. „Die Gemeindecaritas hat eine Scharnierfunkton bei uns“
,
erklärte sie.
Der
hohe Wert des Ehrenamtes wird nicht immer gleichermaßen geschätzt. Fast alle
Teilnehmer stellten sich hin, als sie Sabine Orth von der Seelsorgeabteilung
des Offizialates aufforderte, so ihr ehrenamtliches Engagement zu
dokumentieren. Doch viele setzten sich auch wieder als Orth sie bat, nur stehen
zu bleiben, wenn sie sich im Ehrenamt gut unterstützt gefühlt hätten. Die
Unterstützung von außen, ihre Anerkennung und auch die - auf Wunsch erfolgte -
Entlassung aus diesem Dienst seien genauso wichtig wie die Gewinnung neuer
Ehrenamtlicher und die Gründung weiterer Projekte, waren sich am Schluss der
Tagung viele Teilnehmer einig.
Text:
Ludger Heuer