Friesoythe / Vechta / Oldenburger Land (LCV) Ein leidenschaftliches Plädoyer zu Gunsten katholischer Krankenhäuser hat der Vechtaer Offizial, Weihbischof Heinrich Timmerevers, am Mittwoch, 1. Juli, in Friesoythe gehalten. Er wolle nicht, dass ein "unausgesprochener Bettenabbau" auf dem Rücken der Mitarbeitenden und Patienten ausgetragen werde, sagte er anlässlich der Segnung eines Erweiterungs- und Umbaus am und im Friesoyther St. Marien-Stift.
Timmerevers: "Vor beide stelle ich mich hier und heute schützend." Sozialministerin Cornelia Rundt bat er dabei, "sich im Sinne einer Verbündeten an meine Seite zu stellen".
Keine Garantie für alle Standorte
Zwar stellte die Ministerin in Aussicht, dass das Land viele Krankenhäuser brauche, aber eben nur "fast" alle. Den Bedarf, Betten abzubauen, gebe es lediglich in den Räumen Osnabrück und Hildesheim.
"Im gesamten übrigen Land gibt es keinen Bedarf, Betten abzubauen", stellte die Ministerin klar. Ein Fehler des Gesundheitswesens sei es gewesen, dieses für den Markt zu öffnen, sagte die Ministerin, die es weiter als Problem bezeichnete, dass der Landes-Basisfallwert so niedrig sei.
"Auftrag für Kranke ist nicht verhandelbar"
Dass die Katholische Kirche im Oldenburger Land in einer langen Tradition von Ordensleuten stehe, denen die Sorge um Kranke zur Lebensaufgabe geworden sei, betonte Weihbischof Timmerevers.
"Der Auftrag zur Krankenheilung ist für uns Christen nicht verhandelbar", stellte der Vechtaer Offizial klar. Das kirchliche Engagement sei aber nur durchzuhalten, "wenn die Rahmenbedingungen dafür stimmen."
Kein Arbeitsplatz soll verloren gehen
Dabei sei es ihm auch ein Anliegen, "dass kein Arbeitsplatz in der Gesundheitsversorgung verloren geht." Gerade im ländlichen Raum müsse ein Mindestmaß an medizinischer Versorgung sichergestellt sein.
Auch aus seiner Enttäuschung über und seiner Kritik am neuen Krankenhaus-Strukturgesetz hat der oberste Repräsentant der Katholischen Kirche im Oldenburger Land keinen Hehl gemacht: "Alles in allem stehen die Entlastungen in keinem Verhältnis zur Misere, in der sich viele Krankenhäuser befinden."
Nur zusammen geht es weiter
An die eigene Adresse gewandt stellte der Offizial in Aussicht, dass sich auch die Friesoyther Klinik mit einem oder mehreren anderen Häusern zusammenschließen müsse.
Wer im Konzert der Krankenhauslandschaft alleine spielen wolle, "der hat bald verspielt", sagte Timmerevers. Und weiter: "Solche Zusammenschlüsse geschehen am besten aus einer Stärke heraus, nicht aus der Schwächeposition von Häusern."
Land Niedersachsen fördert mit fünf Millionen Euro
Die Ministerin stellte in Aussicht, dass der untere Korridor des Landesbasisfallwertes "stärker als ursprünglich geplant an den Bundesdurchschnitt herangeführt wird". Ab 2016 werde das Land Niedersachsen zu den 120 Millionen zusätzliche 94 Millionen Euro in die bauliche Infrastruktur der Krankenhäuser investieren.
Das neue Friesoyther Bettenhaus mit 37 Patientenbetten wurde durch das Land Niedersachsen mit fünf Millionen Euro gefördert.
Insgesamt 520 Beschäftigte
Das Friesoyther St. Marien-Hospital verfügt über insgesamt 115 Betten und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Einschließlich Altenheim, Sozialstation und Medizinischem Versorgungszentrum sind 520 Personen beschäftigt.
Im Offizialatsbezirk Oldenburg gibt es 12 Allgemeinkliniken mit 5.002 Mitarbeitenden und 1972 Betten.
Dietmar Kattinger, 01.07.2015