Vechta /  
Dinklage 
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 Tränen, als die  
Zugtüre 
 
aufgeht und  
der 
 15-jährige Judy aussteigt, Küsse, 
Umarmung. Eine 300 Gramm Nestle-Schokolade von einem seiner beiden jüngeren 
Brüder (8 und 10 Jahre alt). Rosen und Bonbons von einem kleinen Mädchen für die 
Umstehenden, die geholfen haben. 
 
 
Grund für die Szenen am Mittwoch, 24.01. um 17.45 Uhr am Vechtaer 
Bahnhof: Eine syrische Mutter schließt ihren 15-jährigen, abgemagerten und 
leicht verstört wirkenden Sohn zum ersten Mal wieder in die Arme. Am 1. Mai 2012 
sind sie während der Flucht von Syrien nach Istanbul auseinander gerissen 
worden. 
 
 
In unterschiedliche Gruppen aufgeteilt sei Judy nie in der Türkei 
angekommen, berichtet Eva Bockhorst aus Dinklage. Bei einem Sprachkurs für 
ausländische Frauen fällt der ehrenamtlich tätigen Deutschlehrerin auf, dass 
eine Frau – die Mutter von Judy – dem Unterricht wenn überhaupt, dann nur 
apathisch folgen konnte, immer depressiver sei sie geworden. 
 
 
Erst nach Wochen erfährt Eva Bockhorst - im Hauptberuf Lehrerin an der 
Kardinal-von-Galen Schule in Dinklage -, dass ein vermisster Sohn der Grund 
dafür ist. Der meldet sich irgendwann per Handy und spricht das Wort „Athen“ 
ins Telefon. Dann bricht die Verbindung wieder ab, berichtet Bockhorst. 
 
 
Über die UNHCR, über alle möglichen Behörden und mit unermüdlichem 
Einsatz gelingt es ihr, dass Judys Vater mit einem weiteren Verwandten im 
Dezember nach Griechenland reisen kann, um seinen Sohn jetzt zurück nach 
Deutschland begleiten zu können. 
 
 
Judy habe sich in den Tagen vor der Ankunft des Vaters immer in der Nähe 
des Flughafens aufgehalten, so dass das Wiedersehen dann relativ unkompliziert 
von statten gegangen sei. Teilweise habe er in diesen Tagen auf der Straße 
gelebt, nichts zu essen gehabt. 
 
 
Zuvor habe er sich vermutlich in den Händen von Schleppern befunden, 
erzählen die Umstehenden am Donnerstag in Dunkelheit und Kälte am verschneiten 
Vechtaer Bahnhof. 
 
 
Für Caritas-Migrationsreferentin Elisabeth  
Vodde-Börgerding 
 
„ist das das Bewegendste, was ich in meiner 20-jährigen Tätigkeit erlebt habe.“ 
Und Eva Bockhorst, der die Wiedervereinigung der Familie zu verdanken ist, „ist 
einfach nur glücklich.“
 
 
 
Dietmar Kattinger
 
 
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
 
 
 
Tel. 04441/8707-640 
 
 
