Altenoythe / Friesoythe / Vechta / Oldenburger Land (LCV) Offiziell ist es zu Ende: Das Projekt "Einfach anders - Menschen mit Behinderung im Krankenhaus". Weitergehen wird die Initiative des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg (LCV) in den 22 beteiligten Einrichtungen dennoch.
Während manch Nicht-Behinderter seine Tage nach der Operation auf einer Chirurgie gut gelaunt verbringt, erleben Menschen mit Handicaps solche Aufenthalte als Tortur. "Sie brauchen jemanden, der ihnen die Angst nimmt", sagt beispielsweise die Mutter eines 30-jährigen Sohnes mit Down-Syndrom.
"Wer es als Behinderter nicht gewohnt ist, außerhalb seines vertrau-ten Umfelds zu übernachten, für den ist alleine das schon eine Umstellung", schildert die Mutter. "Und da ist es egal, ob der oder die Betreffende noch Kind oder schon Erwachsener ist." Dazu kämen Dinge, die für Nicht-Behinderte eine Kleinigkeit sind: "Wann darf ich auf den roten Knopf drücken und der Schwester klingeln?" beispielsweise.
Gründe, warum der LCV vor gut drei Jahren die Kluft zwischen Menschen mit Behinderung und Krankenhäusern im Oldenburgischen weiter schließen wollte. 36 Monate lang finanziell durch die ‚Aktion Mensch‘ gefördert "wird es in allen beteiligten Krankenhäusern und Einrichtungen der Behindertenhilfe weitergehen", freut sich Projektleiterin Gertrud Hanenkamp.
So gebe es in allen Kliniken Ansprechpartner für Menschen mit Be-hinderung. In Wilhelmshaven beschäftige sich die Krankenpflegeschule mit dem Thema, in Lingen das Ethikkomitee der Klinik. Die Einrichtung von "Zentren für erwachsene Behinderte" werde vieler-orts diskutiert.
In Friesoythe ist die Entscheidung für ein solches Zentrum definitiv gefallen, stellt der Verwaltungsleiter des dortigen Krankenhauses, Bernd Wessels, klar. "Der Bedarf ist da und wir sehen, dass wir Erfolge haben", so Wessels. Zwar werde es vermutlich bis 2018 dauern, bis der Startschuss konkret fallen könne. Aber fallen werde er.
"Verständnis für die Abläufe des jeweils anderen gewinnen und konkrete Kommunikationswege festlegen": Das sind für Tanja Zielinski vom Caritas-Verein Altenoythe wichtige Ergebnisse des vom Landes-Caritasverband initiierten dreijährigen Prozesses.
Auch beim Caritasverein Altenoythe beispielsweise wird Thema "Behindert im Krankenhaus" weitergehen: Ein ehrenamtlicher Helferkreis ist geplant, der etwa eine hochbetagte Mutter zu ihrem behinderten Sohn ins Krankenhaus fährt. Es werde eine Bedarfserhebung geben, wo geschaut wird, welche Hilfe die Familie von behinderten Menschen oder auch das Krankenhaus brauche, in das er eingeliefert werde, stellt Zielinski in Aussicht.
In allen Einrichtungen seien Abläufe übersichtlicher gestaltet und die Kommunikation zwischen den Kliniken und den Einrichtungen der Behindertenhilfe verbessert worden, blickt Hanenkamp zurück: "Die medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung ist nicht nur eine Frage von Haltung und Respekt, sondern auch von Fachkompetenz."
Zum Netzwerk "Menschen mit Behinderung im Krankenhaus" gehören:
Kliniken:
1. St. Marien-Hospital, Friesoythe
2. St. Franziskus-Hospital, Lohne
3. St. Marienhospital, Vechta
4. St.-Josefs-Hospital, Cloppenburg
5. St. Johannes-Hospital gGmbH, Varel
6. JHD Mitte gGmbH (vormals St. Josef-Stift), Delmenhorst
7. Bonifatius-Hospital, Lingen
8. Krankenhaus Johanneum, Wildeshausen
9. St. Elisabeth Stift, Damme
10. Krankenhaus Ludmillenstift, Meppen
Einrichtungen und Dienste der Eingliederungshilfe:
1. Caritas-Verein-Altenoythe, Friesoythe
2. Caritas-Verein-Altenoythe, Wohnheim Cloppenburg
3. Andreaswerk, Standorte Vechta und Lohne
4. Heimstatt Clemens-August, Neuenkirchen
5. Diakonie Himmelsthür, Wildeshausen
6. Diakonie Himmelsthür, Hildesheim
7. Heilpädagogische Hilfe Osnabrück gGmbH
8. Heilpädagogische Hilfe Bersenbrück
9. GPS-Wilhelmshaven, Wohnverbund Friesland-Süd, Varel
10. GPS-Wilhelmshaven, Wohnstätte Tannenhof, Wilhelmshaven
11. Christophorus-Werk Lingen e.V., Lingen
12. St.-Vitus-Werk GmbH, Meppen
Pressemitteilung
Wann darf ich auf den roten Knopf drücken?
Erschienen am:
16.09.2016
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