Vechta (LCV). Ernst nehmen, hinhören, trösten: Diese Ratschläge hat die Traumatherapeutin Gitta Alandt am Dienstag, 9. August, rund 60 überwiegend Ehrenamtlichen im Vechtaer Antoniushaus im Rahmen ihres Vortrags "Demenz und Kriegstraumata" unter anderem gegeben.
Ein Drittel derjenigen, die den zweiten Weltkrieg durchlitten haben, leide an nur einem Trauma, so die Referentin. Das heißt an einem unverarbeiteten seelischen Schock-Erlebnis. Ein weiteres Drittel leide an zwei oder mehreren solcher tiefen Seelen-Wunden. "Das letzte Drittel ist unbeschadet durch den Krieg gekommen", sagte die Referentin.
Dass bei Bewohnern eines Altenheims ein Trauma vorliege, könne man immer dann feststellen, "wenn es existentiell wird", meinte Alandt. Dann, wenn sich jemand beispielsweise mit Händen und Füßen dagegen wehre, geduscht zu werden, weil dies an die Bilder der Vergasung erinnere. Wenn er zur Nacht seine Kleider nicht ablegen möchte, weil er glaubt, beim Bombenangriff sofort aufstehen zu müssen.
Grundsätzlich gelte, dass man Trigger nicht vermeiden könne, sagte Alandt. Ereignisse also, die die lange zurückliegende Schock-Situation wie einen Film hier und jetzt noch einmal ablaufen lassen würden. So könnten laute Stiefelabsätze im Altenheim Bewohnerinnen daran erinnern, wie sie in der Gefangenschaft immer wieder von Soldaten abgeholt wurden.
Dunkelheit könne für Männer die Angst wieder aufleben lassen, als Flakhelfer einzuschlafen. Dafür wären sie erschossen worden, so Alandt. Als Faustregel könne für Ehrenamtliche gelten, dass man nicht bohre. "Betroffene haben auch das Recht, diese Ereignisse für sich zu behalten."
Zitate:
"Gefühle haben ihre eigene Grammatik"
Dietmar Kattinger, 10.08.2016