Frau Themann, Kinder aus Rumänien gelten als die glücklichsten auf der Welt. Überrascht sie das?
Nein, nicht wirklich. Ich glaube, dass genau dort, wo Geld und all diese Dinge eine zwar wichtige, aber nicht zentrale Rolle spielen, dass man sich dort mehr auf das bezieht, was wirklich ist.
Was ist wirklich wichtig?
Kinder gehören zum Wichtigen. Dinge wie Geld, Haus, Vermögen sind bedeutsam und schaffen Sicherheit und Stabilität. Das ist ein wichtiger Boden. Aber geliebt zu werden ist das, was wirklich Glück ausmacht. Die wahren Werte, die man für Geld nicht kaufen kann, machen den inneren Reichtum aus. Sie machen langfristig glücklich.
Dass Familie in Ländern wie Rumänien einen sehr hohen Stellenwert hat, dass Eltern ihre Kinder und Familie dort als Reichtum erleben und als bedeutsamen Lebensinhalt, das überträgt sich auf ihre Kinder. Diese Jungen und Mädchen wachsen glücklich auf, weil sie erleben, welchen hohen Stellenwert sie im Leben ihrer Eltern haben.
Die deutschen Jungen und Mädchen auf Glücks-Platz 10 von 15: Was fehlt den Kindern hierzulande?
Ich glaube, dass alle Eltern hier ihre Kinder sehr lieben und dass Familie - gerade in Südoldenburg - einen sehr hohen Stellenwert hat.
Ich glaube aber auch, dass wir alle sehr, sehr beschäftigt sind: wir Erwachsenen, unsere Kinder. Dass wir uns immer wieder vergleichen, uns nach oben orientieren. Dass die Kinder so etwas schon sehr früh mitbekommen, dass wir uns weniger bevorzugt fühlen als andere, weniger auf Rosen gebettet sehen als andere. Werte werden über ‚Leistung‘ und ‚Haben‘ definiert werden und weniger über das ‚Sein‘.
Ihr bester Glücksrat für die Eltern zwischen Garmisch und Greetsiel?
Zeit. Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Zeit für Familie und Partnerschaft. Die Dinge wieder in die richtigen Verhältnisse zu rücken: Das, was Lebensglück langfristig formt, ist nicht über Leistung zu erreichen, sondern nur über Liebe.
Das kann, aber muss während der vier Tage über Christi Himmelfahrt nicht die Reise nach Mallorca sein. Es kann ebenso ein gemeinsamer Spaziergang im Wald sein oder ein Geocaching hier vor Ort. Es geht um die Qualität gemeinsamer Zeit.
Interview: Dietmar Kattinger, 18.05.2015