Cloppenburg-Stapelfeld (LCV/DKT) Die Zahl psychisch Kranker
wird erheblich zunehmen. Das hat der Psychiater Dr. Klaus Stutte vom Quakenbrücker
Christlichen Krankenhaus am Mittwoch, 4. Dezember, im Rahmen der Diskussion zum
Thema „Gemeindenahe Psychiatrie – Was heißt das?“ prognostiziert. Depression
werde die häufigste Krankheit der Welt werden, sagte er in
Cloppenburg-Stapelfeld vor rund 50 Zuhörern. Einen Zuwachs werde es auch im
Bereich Sucht, alterspsychiatrische Krankheiten sowie Belastungsstörungen
geben.
Dass es im Landkreis Cloppenburg keinen niedergelassenen
Kinder- und Jugendpsychiater gebe, beklagte die Leiterin des dortigen
Gesundheitsamtes, Dr. Elisabeth Blömer. Auch gerontopsychiatrische Angebote fehlen
nach Einschätzung der Medizinerin. Als weiteres Problem kämen Budgetüberschreitungen
niedergelassener Ärzte hinzu, wodurch Patienten an Krankenhausambulanzen
weitergeleitet werden müssten. Außerdem wünscht sich Blömer eine Kontaktstelle
als Anlaufpunkt für psychisch Kranke.
Im Cloppenburger Landkreis mit seinen 150.000 Einwohnern
gebe es zur Zeit 122 Plätze für die ambulante und stationäre Betreuung von
seelisch Behinderten, 58 psychiatrische Pflegeplätze, sowie 41 Wohnheimplätze
für chronisch Alkoholkranke. Fünf Psychiater seien im Landkreis niedergelassen,
sowie zehn Psychotherapeuten, sagte Blömer bei der Kooperationsveranstaltung
des Fortbildungsverbundes „Ars vivendi“ sowie des Landes-Caritasverbandes für
Oldenburg. Die Diskussion fand statt im Rahmen des Caritas-Jahresthemas „Mitten
drin draußen – psychisch krank“.
Dass die Landesregierung die ambulante Versorgung psychisch
Kranker nicht aus Sparzwängen forciere, betonte Dr. Wolfgang Schoepffer vom
niedersächsischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales. Schoepffer:
„Ambulante Betreuung ist die inhaltlich bessere“. 33 Prozent der Patienten
sollen nach Plänen der Landesregierung in den nächsten fünf Jahren eine
ambulante Unterstützung bekommen.
Die Odysee von Kranken und ihren Angehörigen zu verkürzen,
forderte der Cloppenburger Dechant Alfons Kühling, Kuratoriumsvorsitzender des
dortigen Gemeindepsychiatrischen Zentrums. Wichtig für Kranke seien „konstante
Gesprächspartner“. Mehr Ehrenamtliche sollten sich hier als Weggefährten
anbieten, war auch die Meinung vieler Anwesender. Gleichzeitig gebe es heute in
der Bevölkerung eine positive Aufgeschlossenheit gegenüber psychisch Kranken,
sagte der Dechant. Viele hätten Mitleid mit den Patienten. Seelisch Erkrankte
selbst „trauen sich mehr aus den Löchern ihrer Angst heraus“.
Anwesende psychisch Kranke beklagten eine schlechte
psychiatrische Versorgung im Landkreis Vechta. Viele Betroffene seien
gezwungen, auf Angebote beispielsweise in Twistringen (Landkreis Diepholz)
auszuweichen.
Dietmar
Kattinger,
Referent
für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Tel.
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