Bereits im Oktober letzten Jahres habe die NKG auf die prekäre Lage der Kliniken in Niedersachsen aufmerksam gemacht. "Seit dem ist nichts passiert", klagte der Vorsitzende der Bezirksarbeitsgemeinschaft Oldenburg an.
Die Regional-Gruppe vertritt 26 Kliniken im Nordwesten Niedersachsens mit 5.800 Betten und 20.000 Mitarbeitenden. Pohlmann weiter: "Die Verantwortung wird derzeit zwischen Bund und Ländern hin- und hergeschoben."
Immenser Investitionsstau
In Niedersachsen bestehe ein Investitionsstau von 1,5 Milliarden Euro. Es bedürfe eines langfristigen Finanzierungskonzeptes des Landes, um diesen aufzulösen.
Nächste Baustelle: Der Landesbasisfallwert liege 40 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Die Kosten für Material, Energie und Personalkosten stiegen deutlich stärker an als die gesetzlich festgelegten Budgets der Krankenhäuser.
Auf Kosten der Mitarbeiter kaputt gespart
Pohlmann: "Krankenhäuser werden auf Kosten der Mitarbeiter und immer mehr auch auf Kosten der Patienten kaputtgespart."
Scharfe Kritik äußerte auch der Geschäftsführer des Klinikums Oldenburg, Dr. Dirk Tenzer: "Die derzeitigen Rahmenbedingungen können nur zu einem Kollaps des Systems führen." Er widersprach dem Vorwurf, dass es in Niedersachsen zu viele Betten gebe. Tenzer: Würden Kliniken im ländlichen Raum geschlossen, "kann dies für den einen oder anderen lebensbedrohlich werden."
Zu niedrige Basisfallwerte
Fast alle Häuser in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta mussten die Vergütungen ihrer Mitarbeiter senken, berichtete der Geschäftsführer der katholischen Kliniken Lohne und Vechta, Ulrich Pelster. Dies geschehe aus der Not heraus wissend, "dass die Leistung der hervorragenden Kolleginnen und Kollegen damit nicht adäquat bezahlt werden."
Pelster: "Dies ist ein Resultat zu niedriger Basisfallwerte in Niedersachsen." Weiter: "Dies ist ein unhaltbarer Zustand." Offenbar sei anderen Ländern die medizinische Versorgung mehr wert als in Niedersachsen.
Patienten manchmal nur noch eine Nummer
Als "Arbeit im Akkord" beschrieb Mitarbeitervertreter Josef Hanneken (Cloppenburg) den Alltag in der Klinik. Aus dem Patienten werde dadurch "einfach nur eine Nummer". Aus der früheren Empathie, die jeder Mitarbeiter mit in den Beruf gebracht habe, sei "eine Resignation geworden durch die überbordende Last an zusätzlicher Arbeit", weiß Hanneken. Viele Mitarbeiter belaste, "dass Pflege nur noch nach Kosten und Ertrag bewertet wird", kritisiert Hanneken.
An der Oldenburger Protestaktion nahmen darüber hinaus unter anderem teil: Michael Pörschke (Stellvertretender Leiter Karl-Jaspers-Klinik, Bad Zwischenahn), Hubert Bartelt (Verwaltungsleiter Krankenhaus Johanneum, Wildeshausen), Dr. Rüdiger Schönfeld (Vorstand Evangelisches Krankenhaus Oldenburg), Erich Thunhorst (Kaufmännischer Direktor Pius-Stift Oldenburg). Die gesammelten Unterschriften sollen in den kommenden Wochen an die niedersächsische Sozialministerin Rundt übergeben werden.
In Niedersachsen gibt es insgesamt 194 Krankenhäuser in Niedersachsen mit etwa 42.300 Betten und 90.000 Mitarbeitern. Jährlich werden 1,7 Millionen Patienten versorgt.
Text: Dietmar Kattinger