Dass in einem konkreten Unternehmen Mitarbeiter 108 Euro für eine Stechschürze und
-handschuhe als Arbeitskleidung bezahlen müssen, sei inakzeptabel, sagte er im Rahmen der Delegiertenversammlung des Landes-Caritasverbandes im Caritas-Integrationszentrum Lohne.
Vermittlungsgebühren für einen Arbeitsplatz, Übersetzungskosten oder die Erhöhung der Laufgeschwindigkeit eines Fließbandes seien weitere Instrumente, mit denen ein Mindestlohn letztlich umgangen und ausgehöhlt würde. "Es ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen, damit sich wirklich etwas verändert", sagte der für sein Engagement bundesweit bekannte Theologe. Wissend, dass es Unternehmer gebe, die sich ihrer Verantwortung sehr wohl stellen.
4 Stunden Schlaf, 16 Stunden Arbeit
Dass Menschen 30 Kilometer weit in ihre Unterkunft gefahren werden, dort vier Stunden schlafen dürften, um dann erneut für 16 Stunden ans Band zu gehen stelle einen Umgang dar, "der eines Menschen nicht würdig ist", formulierte Kossen.
Als echten "Kirchort" hat Kossen zuvor die Caritas bezeichnet. Sie sei keineswegs das Mittel, "um die Kirche wieder voll zu bekommen". Aufgabe sei vielmehr, "die Wunden der Menschen zu verbinden, sie aufzurichten und stark zu machen", sagte er im Rahmen einer Vorstellung des diözesanen Pastoralplans.
Kein Selbstzweck
"Kirche ist kein Selbstzweck." Grundsätzlich dürfe sie sich auch dann nicht zurückziehen, wenn sie zahlenmäßig schrumpfe und ihre Mitglieder älter würden. Sie müsse aus sich heraus und dahin, "wo
Menschen ihre Mitte verloren haben", ermutigte Kossen die Vertreter aller sozialen Einrichtungen und Dienste der Caritas im Oldenburger Land.
Weitere Themen der 40 Delegierten waren Satzungsänderungen beispielsweise zum stärkeren Engagement des Verbandes in Niedersachsen.
Dietmar Kattinger